"Kunst" im Schauspielhaus Düsseldorf

Grandioser Theaterabend

Als Gastspiel des Renaissance-Theaters Berlin gab es im Schauspielhaus Düsseldorf einen grandiosen Theaterabend. Zu Gast war das Stück „Kunst“ von Yasmina Reza in der Regie von Felix Prader. Die seit 18 Jahren in diesem Stück auftretenden Vollblutschauspieler Udo Samel, Peter Simonischek und Gerd Wameling begeisterten im vollbesetzten Großen Haus das Publikum. Nach knapp zwei Stunden gab es brausenden Applaus, der schier kein Ende nehmen wollte und strahlende Darsteller auf der Bühne.

Rezas lebensweises und wortgewandtes Stück über die Halbwertzeit von Freundschaften gilt weltweit als die Komödie der 1990er-Jahre. Prader inszenierte das Stück damals an der Berliner Schaubühne als deutschsprachige Erstaufführung. Und genau wie damals und die ganzen Jahre dazwischen spielt das wunderbare Trio die Erfolgskomödie mit einem solchen Einsatz und einer solchen Spielfreude, dass sich viele im Theater fragten, warum sie so lange auf diesen tollen Abend hatten warten müssen. Das Stück wird im anstehenden Frühjahr weitere Spieltermine im Theater am Gustaf-Gründgens-Platz in der NRW-Landeshauptstadt haben.

In dem Stück geht es darum, dass sich der Dermatologe Serge (Gerd Wameling) ein monochromes Bild gekauft hat, ein weißes Ölgemälde mit weißen Streifen. Für sage und schreibe 200.000 Franc. Serges Freund Marc (Udo Samel) findet das Bild „ganz einfach Scheiße“. Und dann entbrennt ein erbitterter Kampf, den auch der gemeinsame Freund Yvan (Peter Simonischek) nicht schlichten kann. Zwischen den drei Männern tun sich im Verlauf des Abends tiefe Gräben auf und die langjährige, enge Beziehung steht auf einmal zur Disposition.

Lachsalven und Freudentränen gab es beim ersten Auftritt reichlich. Nicht nur beim Publikum, auch bei den drei Mimen auf der Bühne. Samels gekicktes Lachen und sein vor Prusten hochroter Kopf waren ansteckend. Man konnte als Zuschauer gar nicht anders reagieren. Und mancher Bilderfreund in der Stadt der Kunstgalerien wird sich vermutlich gedacht haben, das ein oder andere monochrome Bild in der nächsten Zeit vielleicht besser von der Wohnzimmerwand zu holen. Man ist ja nicht unbedingt darauf aus, alte Freunde zu verlieren.

Aber natürlich geht es in dem Stück „Kunst“ nicht nur um das weiße Bild als Kunstwerk, sondern auch als Metapher dafür, was Freundschaft ausmacht. Die Bedeutung bekommt das Werk durch den Wert der Dreierbeziehung, nicht durch den Kaufpreis. Und es entlarvt auch ein Stückchen den Kunstmarkt. Wie sagte Gerd Wameling im Gespräch mit der Tageszeitung Rheinische Post? Das Stück sei aber „nicht gegen die Avantgarde gerichtet, sondern gegen ‚Des-Kaisers-neue-Kleider-Kunst’."