Übrigens …

Wie es euch gefällt im Schauspielhaus Düsseldorf

Zweifel über Sein und Schein

„Die ganze Welt ist eine Bühne und Fraun wie Männer nichts als Spieler…Mit ihrer Zeit spielen sie verschiedene Rollen“ – das lässt Shakespeare Jacques sagen, eine Figur in seiner Komödie Wie es euch gefällt, einem Verwirrspiel mit Identitäten und zahlreichen Rollenwechseln.
Ort des Geschehens ist der Ardenner Wald, in dem sich acht Gestrandete wiederfinden und in allerlei Liebesbeziehungen verstricken.
Rosalind wurde vom Hofe verbannt und wird von ihrer besten Freundin Celia begleitet. Um den Gefahren durch Räuber zu entgehen, verkleiden sie sich als Männer. Ebenfalls geflohen ist der in Ungnade gefallene Orlando. Rosalind stellt, nun als Mann, seine Liebe auf die Probe. Die spröde Phoebe, sich heftig des sich unglücklich für sie entflammten Silvius erwehrend, entdeckt ihre Leidenschaft für die als Mann verkleidete Rosalind.

Nora Schlocker, Hausregisseurin am Düsseldorfer Schauspielhaus, erfüllte sich mit der Inszenierung von Wie es euch gefällt einen großen Wunsch: „Shakespeare zu machen, ist eine große Sehnsucht von mir“. Wie es zu Shakespeares Zeiten üblich war, lässt sie alle Riollen von Männern spielen, manche verkörpern gleich mehrere Figuren, und meint dazu: „Das Geschlecht ist für eine Rolle nur sehr bedingt maßgeblich“, wobei sie auf die Figur der Rosalind verweist („Sie nimmt im Stück die Gestalt eines Mannes an und kann damit gar nicht mehr aufhören“).

Die Bühne reicht mit einem Steg in den Zuschauerraum hinein, nach hinten steigt die Spielfläche an. Begrenzt wird sie von einem an das Globe-Theater erinnernden Rundhorizont, dessen wechselnde Beleuchtung stimmungsvolle Bilder ergibt. Der vordere Teil der Spielfläche ist mit Stroh und Heu bedeckt und erinnert an einen Stall, was gut zu manch derben Spaß passt. Die ansteigende Fläche erinnert an eine Geröllhalde, die die Akteure auch im wahrsten Sinne des Wortes straucheln lässt.

Die Schauspieler sind angehalten, stark zu übertreiben. So gibt Ingo Tomi (Celia) penetrant das hysterische Mädchen. Sven Walser spielt den dauerhaft ins Publikum grinsende und wie Queen Mum winkenden Herzog ebenso plakativ wie den tölpelhaften Schäfer Silvius, dessen umgebundener Bart ständig verrutscht.. Aleksandar Radenkovi? (Orlando) muss sich gleich zu Beginn wie ein trotziges Kind mit Schlamm beschmieren und sich dann den Eimer über den Kopf stülpen, fühlt er sich doch von seinem älteren Bruder nach dem Tod des Vaters betrogen. Florian Jahr spielt Rosalind nuancierter. Dirk Ossig und Christian Ehrich glänzen durchaus in mehreren Nebenrollen. Primär bleibt es aber bei einem plakativen Spiel, das mehrmals in übertriebenen Klamauk ausartet. So tönt bei einem der gern eingestreuten Songs an der Bühnenrampe Taner Sahintürk „Ich bin Campino“, Grönemeyers „Männer“ und „Purple Rain“ von Prince werden angestimmt. Auch „Ja,ja, ja, so blau blau blau blüht der Enzian“ fehlt nicht, wenn die dümmliche Audrey ins Stroh schlüpft, in dem der betrunkene Narr liegt. Shakespeares Beschreibung der sieben Lebensstationen eines Menschen werden von Kindern (alles Jungen) rührend vorgetragen und sie tun das artig und rühren damit manchen Zuschauer. Der Sinn dieses Regieeinfalls bleibt jedoch unklar.

Der dreistündige Abend bietet sehr solide Schauspielkunst, bleibt aber trotz mancher witziger Regieideen eher langatmig. Shakespeares Sprache und Witz sind immer zündend, das allein reicht aber nicht.

Wie sagt Jacques im Stück: „Dies allumfassende Theater hält viel mehr jämmerliches Theater bereit…“.