Nur für Erwachsene im Bonn, Theater

Cool, nicht kalt

 

Ein Raum in einem langweiligen, abgeranzten Motel, irgendwo in Nordamerika. Jayne, eine gut aussehende, ambitionierte Anwältin auf der Suche nach Sinn und Leben, zwei Cops, Max, jung, triebgesteuert, halbwegs taufrisch und ein wenig dumpf, Donny, Alkoholiker, Spieler, traurig, hinterfotzig und verkommen; seine Frau Pam, getrennt von ihm und auf der verzweifelten Suche nach der Sicherheit, nach Kleinbürgertum. Aus dieser Konstellation schlägt der kanadische Dramatiker George F. Walker mühelos Funken, die Lachsalven im Publikum erzeugen und doch ein moralisches Koordinatensystem aufrichten und so eine Fallhöhe etablieren.

Mit „Nur für Erwachsene“ stellt sich Walker bewusst in die Nachfolge von Dramatikern wie Sam Shepard oder David Mamet, lässt aber sämtliche amerikanischen Mythen außen vor. Wir sehen eigentlich nur zu wie vier schief gehende Leben weiter schief gehen, bis sie – zum offenen Ende – einen erheblich tieferen Punkt auf der schiefen Ebene erreicht haben.

Dass daraus ein überaus unterhaltsamer Theaterabend wird, verdankt sich nicht nur einem außergewöhnlich geschmeidigen, sehr direkten Theatertext, sondern vor allem Regieteam und Schauspielensemble des Theaters Bonn, die die kleine Werkstatt mit Timing und Intensität fast zur Explosion bringen.

In Carla Friedrichs mit Läufer auf dem Teppich und sorgfältig gekacheltem Bad leicht europäisiertem Motelzimmer, lässt Nadine Scheck Dialog-Tiki-Taka vom feinsten ablaufen, gibt den Schauspielern aber jederzeit genug Raum, ihre Figuren plastisch zu entwickeln, denunziert diese nie und sorgt auch für Ruhephasen im Pointenwald, damit das Publikum einfach mal still vor sich hin verdauen kann. Und die Regisseurin geht geschickt und spielerisch mit „Coolness“ um, modelliert sie liebevoll und ironisiert sie, mal mit feinem, mal mit breitem Pinsel.

Den korrupten Cops hängt die Wumme an der Seite wie ein Reservepimmel. Mit ihren aus der Mode gekommenen dunkel-sonoren Männerstimmen erscheinen sie als fast schon absurd plastische Macho-Karikaturen. Aber liab san’s. Man schließt sie trotz allem ins Herz, den dauersaufenden Donny mit seinem Nutten-Fimmel und den toughen Max, der so gerne f-Worte benutzt. Und Anastasia Gubarevas Pam wünscht man so sehr die heile Familie und den netten, soliden Mann, und das alles immer herzlich, sauber und ordentlich ist. Aber das gibt’s halt nicht. Und die schicke Jayne? Maria Munkert sieht am ehesten nach Hollywood aus, nach „echter“ Coolness, aber sie zergliedert sich intellektuell und reflektiert sich kaputt, sperrt sich mit vor Witz bebender Energie ins Ibsen-Lebenslüge-Gefängnis.

Mann, sind diese 80 Minuten schnell vorbei gegangen!