Elvis has left the Building im Köln, Theater Der Keller

Sein und Schein

Der Titel Elvis has left the Building ist kein willkürlich gewählter Satz, sondern eine Redensart, die nach Presley-Konzerten das Publikum zu hören bekam, wenn es in seiner Euphorie den Saal absolut nicht verlassen wollte. Erstmals fielen solche Worte 1956, als der Sänger mit der Schmachttolle seinen letzten Auftritt bei der amerikanischen Country-Musiksendung „Louisiana Hayride“ absolvierte.

Der Kultstatus von Elvis Presley ist inzwischen naturgemäß etwas zurückgegangen, gleichwohl gibt es immer noch viele Fans. Einer in Iris Matzens im Kölner Keller uraufgeführten „testosteronbeladenen Doppelgängerkomödie“ heißt Dieter. Der Bühnendarsteller Hagen Range gleicht mit seiner etwas drallen Figur und trotz passend gestylter Frisur Dieters Idol zwar nur bedingt, aber in dieser Besetzung liegt bereits Witz. Der hauptberufliche Wirt glaubt nämlich ganz naiv, die Juroren des Wettbewerbs „Double you“ in Oer-Erkenschwick überzeugen zu können. Doch die lassen ihn abblitzen. Frustriert sucht Dieter seine Kneipe auf. Dort säuft sich bereits ein anderer erfolgloser Elvis-Imitator einen an. Gernot (Frank Maier) spielt sich zwar erst noch ein wenig auf: er könne als Schauspieler mit seiner Fähigkeit des genauen Beobachtens im Grunde jeden Menschen imitieren. Doch schließlich mündet diese Prahlerei in das Eingeständnis, es nicht geschafft zu haben.

Aber er schaffte etwas anderes. Über einen falschen Eintrag im Facebook von David Hasselhoff hat er die Welt glauben gemacht, dieser habe gegen den Abriss des letzten Restes der Berliner Mauer protestiert. So etwas könnte man vielleicht ausbauen, überlegen die beiden Kumpel. Und so werden aus Udo Jürgens, Campino, Udo Lindenberg, Herbert Grönemeyer, Marius Müller-Westernhagen und anderen über Internet, dann aber auch in realer Verkleidung überraschend Politaktivisten. Dass  im Eifer des Gefechts schon mal etwas schief läuft, tut dem Erfolg der Sache grundsätzlich keinen Abbruch. Die gutgläubige und promihörige Öffentlichkeit erhitzt sich mehr und mehr an den Vorgängen, Zeitungen bringen die jeweils neueste Story auf der Titelseite, im Radio hört man sie gleich zu Beginn der Nachrichten.

Doch dann kommen die wirklichen Stars selber auf die Idee, sich zu politisieren und damit zu popularisieren. Für Gernot und Dieter bedeutet das der Untergang einer glorreichen Idee. Aber ein wenigstens halbes Happy End kann man auch herbei inszenieren, und es gehört den beiden wirklich fulminanten Darstellern Frank Maier und Hagen Range. Ihre Parodie von Schlagergrößen begeistert schon vorher, und jetzt kommt nochmal Show in voller Pulle. Ohne eine Zugabe kam das famose Duo schon in der Premiere nicht weg, in künftigen Aufführungen wohl auch nicht.

Wo ihr Eigentalent und -temperament anfängt, wo eher die sprühende Inszenierung der Autorin Iris Matzen gesteuert hat, lässt sich ebenso wenig auseinander dividieren wie das raffinierte Schein-Sein-Verhältnis im Stück. Iris Matzen, die 2003 am Landestheater Neuss als Regieassistentin begann, kann inzwischen auf eine ganze Reihe interessanter Arbeiten verweisen. Am Keller brachte sie beispielsweise 2011 Stör ich? Was Sinnvolles zur Rettung des Theaters heraus, Anspielung auf damalige Keller-Kalamitäten. Die aktuelle Situation… Aufgrund der unsicheren Zukunft nach einer Insolvenz-Phase verlängerte PiaMaria Gehle ihren Vertrag als Intendantin nicht. In Heinz Simon Keller (welch symbolischer Name) wurde inzwischen ein Nachfolger gefunden, die Leitung der Schauspielschule wird Thomas Ulrich übernehmen.