Ghost im Theater im Pumpenhaus Münster

Zombie-Trash im Südstaatensumpf

GHOST heißt das Stück des belgischen Künstlerkollektivs Abattoir Fermé zu Recht, spielt es doch mit nahezu allen Assoziationen, die der Begriff weckt. Gruselig, morbide, ein wenig „trashig“ und irgendwie zeitlos entstand eine Montage aus blutigem Horror, Vergangenem und Gegenwärtigem, aus avantgardistischer Kunst und surrealistischem Film.

Ein sumpfiger Farnwald, eine ärmliche Holzhütte. In der Nähe muss ein Bahnhof sein; es sind immer wieder Züge zu hören. Ansonsten das Surren von Mücken, Nebelschwaden, Dunkelheit. Und Figuren, die seltsam verfremdet und mehr tot als lebendig von Szene zu Szene geistern. Ihre entstellten Körper bewegen sich zombiehaft aneinander vorbei; Momente der Interaktion lösen sich auf, bevor sie wirklich stattfinden können. Kommuniziert wird nur über Filmzitate, die albtraumhaft aus dem Off kommen. Es wird getötet, gesoffen und gehurt.

Immer wieder schmieren die Figuren sich auf der Bühne weiße oder schwarze Farbe ins Gesicht und lösen damit die rassistische Bühnenpraxis des Blackfacing, die in den Minstrel-Shows des 19. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten ihren Ursprung hat, im Wechsel der Markierungen und deren Sichtbarmachung auf.

Stef Lernous und seinem Team gelingt ein extrem eindrückliches, postmodernes Stück, das viele Referenzmöglichkeiten erschließt. Es verarbeitet Facetten der amerikanischen Kulturgeschichte mit Stilmitteln eines David Lynch, der „Südstaatengotik“ von Tennessee Williams und zeitgenössischen Filmen wie „O Brother, Where Art Thou“. Dabei gelingt der Horror ab Sechzehn mithilfe verstörender Sound- und Lichteffekte, die das grandios-gruselige Schauspiel von Kirsten Pieters, Tine Van den Wyngaert, Chiel van Berkel und Çaglar Yigitogullari begleiten. Wirklich beeindruckend ist dabei die Glaubhaftigkeit der Zombies, deren Bewegungen in einem entsprechenden Genrefilm kaum überzeugender sein könnten.