Omma Superstar - nicht so ganz super.
Ein Remake der seinerzeit erfolgreichen Komödie Meine Mutter tut das nicht, war im Theater am Dom zu erleben – 36 Jahre nach der Uraufführung im selben Hause unter der damaligen „Schweizer Ladenstadt“. Die Autoren Gunther Beth und Folker Bohnet haben das in die Jahre gekommene Stück aufzufrischen versucht, mit aktualisiertem Inhalt und neuem Titel Omma Superstar, gedacht als Persiflage auf die überbordenden, anspruchslosen TV-Shows - leider ohne sonderlichen Biss.
Denn auch eine Theater-Größe vergangener Zeiten konnte die schwache Komödie nicht richtig aus dem Feuer reißen. Grit Boettcher, langjährige TV-Partnerin von Harald Juhnke, wurde beim ersten Auftritt zwar stürmisch begrüßt. Sie ist jüngst 75 Jahre alt geworden und spielt und tanzt noch ganz beachtlich auf den Brettern, die ihr ganzes Leben bedeutet haben. Aber allzu sehr lässt sie den Star heraushängen, hält überflüssige und fast peinliche Ansprachen an das ausverkaufte Haus, lässt sich bei ihren Turnübungen zum „Sterbenden Schwan“ mit Plisseeröckchen helfen, das Bein vom Besen als Ballettstange wieder herunter zu bekommen, muss zum Schluss auch noch singen, dass „das Leben mit 70 erst anfängt“ und bedankt sich per Handschlag bei etlichen Zuschauern. Das riss die ohnehin mühsame Handlung auseinander und erst recht den schwachen Schluss vollends herunter. So gerät das Stück unter der Regie des Altmeisters René Heinersdorff eher zu einer Show der Boettcher mit angehängtem Theaterteil statt zu einem spannungsreichen und schmissigen Boulevardtheater.
Die arg konstruierte Geschichte ist rasch erzählt: „Omma“ lebt eigentlich in Tunesien, hat keine Kohle mehr und fällt nach vielen Jahren der Abwesenheit in die Familie ihrer Tochter Sandy (Nicole Belstler-Boettcher) ein. Die aber lebt getrennt von ihrem fremdgängerischen Ehemann Artur (Rolf Berg), der eine heftige Affinität zu einer russischen Bardame hat. Sandy bittet ihn nebst Sohn Stefan inständig, ein heiles Familienleben zu spielen - was die clevere Alte natürlich sofort spitz bekommt. Was sie aber nicht erzählt hat, ist ihre Teilnahme an einem Senioren-Casting für eine Telenovela Lieselotte – Sprossen zum Glück, wo sie nun die Hauptrolle spielen soll. Das erfährt sie erst vom quirligen Reporter Ketschesteiner (Claus Thull-Emden), der sie exklusiv für seine Zeitung vermarkten möchte, beim Fotografieren schwer Krach mit Artur bekommt und von ihm im wahren Sinne des Wortes bewegungslos „zusammengefaltet“ wird. Zur Vorbereitung für die Fernsehrolle muss mit Herrn Knack (Frank Büssing) ein unbeholfener Sprachtrainer und Schauspiellehrer her, der für allerlei Komik und Verwirrung sorgt.
Am Ende geht alles gut aus: Omma ist es schnell leid und dreht nach der ersten Staffel nicht weiter, sie ist wieder flüssig und die Familie erneut glücklich beisammen, zumal die Russin sich an den Reporter geschmissen hat. Gerne hätte man zum Ende anstatt des monologartigen Berichts von Omma etwas von ihren TV- Aktivitäten gesehen; so verläuft die Story leider ruckartig im Sande.
Das Stück wurde zuvor in Düsseldorf und Bonn vom selben Team bereits ca. einhundert Mal gespielt; da kommt allemal eine Routine auf, die man arg spürt. Nicole Belstler-Boettcher, die Tochter auch im wirklichen Leben, hat man ihren TV-Rollen schon viel engagierter gesehen, hier deklamiert sie mehr ihren Text, anstatt ihn wirklich zu spielen. Sehr originell hingegen Ehemann Rolf Berg; der kommt zwar – da fast einen Kopf kleiner – im Gegensatz zu seiner Frau nicht an die Cognacflasche auf dem Schrank, ist aber ein komödiantisches Naturtalent; herrlich die Szene, wo er und Sohn Stefan mit Designer-Sonnenbrillen sich mit einem Casting-Management brüsten, um dann hackevoll ihren vermeintlichen Erfolg zu feiern. An der Grenze zum albernen Klamauk ist die Figur des Schauspiellehrers, mit verzwickten phonetischen Übungen und großen Gesten; köstlich hingegen die Schilderung seiner Erfolge als stummer Statist auf den großen Bühnen. Typisch und gut gespielt der rührige Reporter von Claus Thull-Emden, der Omma als Covergirl unbedingt auf die Apothekenumschau bringen will.
Natürlich gibt es zahlreiche Lacher über originelle Regieeinfälle und Sprüche wie vom „Wein mit muskulösem Abgang“ und vom „stillem Cognac lieber als stillem Wasser“. Das Publikum freute sich auch an Anleihen am Dinner für One und zahlreichen Zitaten und Namen aus dem lokalen Umfeld, ob es das nur „einreihige Reihenhaus“ in einer Nobelgegend, die Kneipe nebenan oder Parallelen zum gescholtenen Bischof in Limburg sind. Auf die vielen schlüpfrigen Bemerkungen hätte man allerdings verzichten sollen; durchaus eindrucksvoll war hingegen der klassische Monolog der Iphigenie („aus dem Taunus“) als Schauspielübung.
Die Reaktionen des durchweg älteren Premierenpublikums waren gemischt; es gab zwar viel Spaß, insgesamt aber nur verhaltene Stimmung und etliche Abbrecher in der Pause.