Übrigens …

Liebesschlösser im Köln, Theater Der Keller

Liebesschlösser und schwule Diebe

Eine Touristenattraktion sind sie inzwischen sogar, die 40.000 „Liebesschlösser“ am Gitter der Kölner Eisenbahnbrücke hinter dem Dom. Mit ihren Namen versehen hängen Liebespaare diese dorthin und werfen den Schlüssel in den Vater Rhein.

Es wurde höchste Zeit, diesen einmaligen Ort auch künstlerisch zu verewigen; das Kölner Theater der Keller sprang erfolgreich mit einer bunten Revue in die Bresche. Slapsticks, Parodien, komische und melancholische Nummern, fetzig begleitet von Bernd Kaftan mit Klavier, Melodica, Gitarre und Bongos rund um die Schlösser, um Liebe, Beziehungen, Enttäuschungen und natürlich um die Stadt Köln ließen in den 80 Minuten der Premiere viel Spaß, rheinische Stimmung und reichlich Zwischenapplaus aufkommen. Unter der Regie von Thomas Ulrich spielten, sangen und tanzten sich die Akteure der Theatergruppe „Acting Accomplies“ mit Carolin Karnuth, Anja Niederfahrenhorst, Adam Nümm und Emil Schwarz blendend durch das Gefühlsgewirr, schwungvoll und mit viel Elan. Ein klingelnder Radfahrer bahnt sich seinen Weg, ein Mädel mit enttäuschter Liebe springt über das original in hellgrün aufgebaute Geländer - wenn auch mit den Schlössern auf der falschen Seite - in den Rhein, aufgefangen vom Wassermann -„ich bin nicht pervers“- mit Video-Fisch-Hintergrund, Tauchermaske und im karierten Outfit. Ein Dieb mit einer Flex vergreift sich an den Schlössern und prügelt sich mit einem Kontrahenten; köstlich die gegenseitige Entdeckung ihrer Homosexualität und die Besiegelung mit einem XXXL-Liebesschloss.

Auch das lokale Brauchtum kommt nicht zu kurz, Karnevalslieder, Konfetti und Kostüme gehören dazu. Neben „Heidiwitzka Herr Kapitän“ – herrlich der sexistische Schiffsführer mit Macho-Gehabe - wird auch Reiner Calmund durch den Kakao gezogen; zum Sound eines verbeifahrenden ICE dann wieder zarte und melancholische Nummern wie die uniformierte Bahnmitarbeiterin, die in der Mittagspause auf der Brücke ihrer verflossenen Liebe nachsinnt.

Gut wird gesungen, selbst ein mehrstimmiges a-capella-Stück an drei Telefonhörern über die Liebe geht präzise über die kleine Bühne. Viele Anleihen hat man querbeet durch die Unterhaltungsmusik gemacht, Schlager und Pop, Hip Hop, Volksmusik und die „sieben Brücken“, über die man passend zur tatsächlichen Anzahl in Köln zu gehen hat. Ein kleines Manko für weniger des Englischen oder der einschlägigen Musik Kundige sind die zum Teil schwer verständlichen fremdsprachlichen Texte. Stürmischer und langer Applaus belohnte eine originelle Revue und ein ebenso originelles Team.