Eine Zähmung versinkt in Dressur
Auf Teufel komm raus wird auf die Komik-Trommel gehämmert. Bis einem die vermeintlich witzigen Gags und albernen Details auf die Nerven gehen. So kotzt Katharina anfangs gar lieblich die Chips wieder aus, die sie sich zuvor massenweise in den Mund geschaufelt hat, steckt sich Petruchio das von ihr Ausgekotzte genüsslich in den Mund, um sich dann auch noch eine Hand voller Cracker zwischen Arschbacken und Gemächt zu schieben. Guten Appetit!
Was sich Holle Münster, die Regisseurin, bei all dem gedacht, was sie sich unter Der Widerspenstigen Zähmung vorgestellt haben mag, bleibt im Reich unergründlicher Phantasie verborgen.
Offenbar versteht sie Kates „Zähmung“ als pure Dressur und Versuch, den Willen einer Frau brutal zu brechen. Wäre dem so, gehörte Shakespeares Stück wahrlich auf den Müll der Geschichte. Doch ehe es dort landete, sollte eine Regie, die auf sich hält, nicht nur Petruchios Antrieb verständlich werden lassen, sondern auch Katharinas „Unterwerfung“ nachvollziehbar machen. Und schon könnte die Erkenntnis dämmern, dass beider Tun vielleicht aus Liebe gespeist wird.
Doch dieser Petruchio ist ein geistloser Prolet, der, nichts als Aussteuer und Geld im Sinn, den Willen und das Selbstbewusstsein Katharinas zerstören will. Katharina ihrerseits lässt sich – für eine Frau ihrer Veranlagung völlig unverständlich - widerstandslos das Rückgrat brechen – und auch noch willenlos deflorieren. Dass sie zu alledem nichts zu sagen hat, fast wortlos alles geschehen lässt, degradiert sie zum geistlosen Dummchen. Noch so ein Missverständnis.
Dass sich die Regie auch mit dem übrigen Personal so weit aus dem Fenster der Albernheiten legt, dass der Absturz unvermeidlich ist, macht die Sache nicht besser. Darüber können auch nicht die grandios-geschmacklosen Kostüme und sturzbereiten Highheels hinwegtäuschen. Überall eine Künstlichkeit, die sich als besonders kreativ geriert.
Gleichwohl bleiben die neun Akteure zu loben, die dem Chaos zwar kein Gesicht und schon gar kein Profil zu geben vermögen, aber so ziemlich alles aus sich heraustönen lassen, wozu Schauspieler in Extremsituationen angehalten werden.
So ist diese – nennen wir sie mal so – „Performance“ keine nur „schräge“ und „gegen den Strich gebürstete“ – so der Programmhinweis – Produktion des Schauspiels Graz, sondern einfach nur „falsch gebürstet“. Was das Publikum nicht von Begeisterungsstürmen abhalten konnte.