Übrigens …

The Empire Strikes Back im Düsseldorf, Forum Freies Theater

Die Zukunft in der Vergangenheit suchen?

Die Bühne: ein großer tiefschwarzer Raum, bestückt mit unterschiedlichen geometrischen Körpern wie riesige schwarze Bauklötze in einer Totenwelt. Aus dem Off dröhnt in monotoner Gleichförmigkeit eine sich endlos wiederholende metallische Roboterstimme mit immer gleichen Satzfetzen : „nuklear war… radiation… mutation… it’s a motherfucker… don’t you know…“.

Fünf Gestalten in schwarzen Trikots tauchen auf, wenden uns den Rücken zu und nehmen Kontakt zur Maschinenstimme auf: antworten chorisch mit „yes“ oder wiederholen im Singsang das Gesagte, begleitet von elektronisch-sphärischen Klängen. Dann füllt sich die Bühne mit weiteren schwarzen Gestalten, die dunklen Holzkörper werden zu keilförmigen oder geschwungenen Landschaftsformen verschoben, dann wieder entstehen Pyramiden, Rednerpulte und ein mächtiger Denkmalsockel, der sogleich von einer üppigen, vollbusigen Schönen mit transparentem Outfit bestiegen wird, die dort die Huldigungen anderer Figuren entgegennimmt. Doch dann lösen sich die scheinbar archaisch gefestigten Gesten auf, das Gesicht verzerrt zur Fratze, der massige Körper wendet uns provozierend das Hinterteil zu und strampelt unkontrolliert zu Boden. Die anfangs beherrschten Formen und Klänge verfallen mehr und mehr der Beliebigkeit und dem Chaos. Absurdes Klanggewirr macht sich breit aus Grunzen, Ächzen, Gurren und Prusten, und aus wahllosem Singsang oder Rückwärtssprech. Dann erstarren plötzlich alle in scheinbarem Entsetzensschrei, doch kein Ton ist zu hören, alles gefriert zur Pantomime, zur Grimasse.

Ein nackter weißer Mann wird mit schwarzer Farbe besprüht und überschüttet, die dicke Soße trieft zu Boden, er lässt es geschehen, dann geht er: das war‘s. Kleine schwarze Roboter durchqueren die Bühne und verschwinden wieder.

Ein Gorilla taucht auf, ein Astronaut schwebt zur Decke, Eingeweihte erkennen Zitate aus Stanley Kubricks Odyssee 2001, Fritz Langs Metropolis, Oskar Schlemmers Triadisches Ballett und Sun Ras afrofuturistischem Science-Fiction–Film Space is the Place. Musikkenner entdecken auch Rückgriffe auf Pink Floyds Album Dark Side oft the Moon. Das alles sind Erinnerungen an frühere Utopien, an Zukunfts-Träume einer vergangenen Zeit.

Kann es bedeuten, dass die Zukunftsvisionen unserer Zeit aus der Vergangenheit zu holen sind? Dass wir uns zufrieden geben müssen mit den Überresten vergangener Zukunftsphantasien? Inspirierendes, Vorausweisendes ist für mich nicht zu entdecken in dem schwarzen, sound-mächtigen, zwischen archaischen und albern-zerstörerischen Formen schwankenden Bühnenspektakel, das der israelische, in Berlin lebende Theatermacher Ariel Efraim Ashbel mit seinem internationalen Ensemble unterhaltsam auf die Bühne bringt.

Am Ende bleibt es im Saal endlos lange dunkel und still, bevor ohrenzerreißender Lärm losbricht. Da wissen wir, wozu die Ohrstöpsel am Eingang ausgeteilt wurden.