Übrigens …

Trennung frei Haus im Köln, Theater am Dom

Die Frau, ihr Ex und ihr zukünftiger „Ex“

Unsere moderne Dienstleistungsgesellschaft treibt bisweilen merkwürdige Blüten, angefangen von einer Vertretung bei Behördengängen durch Rentner, mit Headhuntern bei der Suche von potentiellen neuen Mitarbeitern bis hin zur Anbahnung von privaten erotischen Kontakten. Eric (Christian Maria Goebel) hatte in diesem Umfeld für sich eine Marktnische entdeckt, vielleicht orientiert an Georg Clooney, der in Up in the Air betriebliche Kündigungen überbrachte: eine Agentur „Trennung frei Haus“, welche für seine Auftragsgeber unliebsame Beziehungen beendet. Voll professionell, mit Preisliste für die verschiedenen Vorgehensmodelle und Sprüche; sogar einen Feiertagszuschlag gibt es. Sein Prinzip: die Kunden kennen ihn nicht von Angesicht. Er geht gegen Geld zu den Frauen, die nicht mehr erwünscht sind, egal ob Ehefrau, Geliebte oder potentielle Gattin, oft auch mit Blumen, wenn diese im „Schlussmacherpaket“ mit bestellt wurden. Und spricht die obligatorischen drei Worte „Es ist vorbei!“ plus individueller Zusätze wie „Sie haben was Besseres verdient“ oder „Er fühlt sich Ihnen nicht gewachsen“. Mit diesem Job scheint er reichlich beschäftigt, bis er eine Frau „entlassen“ soll, mit der er früher selbst einmal mehrere Jahre zusammen war. Das ist die entzückende Pauline (Isabel Varell, mit Auftrittsapplaus begrüßt), die vor sieben Jahren plötzlich und ohne erkennbaren Grund aus dessen Leben verschwand; sie wartet am Weihnachtsabend mit Schampus und Sushis auf ihren Freund Hyppolite (Timothy Peach). Statt seiner erscheint der verblüffte Eric, der auf ihre Frage, wie er ihre neue Adresse gefunden hat und warum er überhaupt da ist, und was er so beruflich macht, gehörig ins Stammeln gerät. Hyppolite erscheint auf einmal in der Türe, hat sich alles anders überlegt, will die Beziehung nun doch beibehalten und ist in größter Not, seinen „Agenten“ zu erreichen, um alles abzublasen.

Die ahnungslose Pauline stellt Eric als alten Freund vor; große Eifersucht brandet auf, zumal Hyppolite nichts von dem Trennungs-Deal ahnt und beide an Pauline hängen, ihr Ex und ihr zukünftiger „Ex“ - schon eine verzwickte Konstruktion, die hohe Aufmerksamkeit des Zuschauers erfordert. Der französische Erfolgsautor Tristan Petigirard hat hier ein reizvolles Kammerspiel geschrieben, über Beziehungen, Zuneigung, Eifersucht, Trennung und Ehrlichkeit. Denn die Wahrheit über die Aufgabe von Eric darf natürlich nicht ans Licht kommen; Hyppolite verspricht ihm, den wahren Grund für das Verschwinden von Pauline zu nennen, wenn er über seinen Auftrag die Klappe hält. Und dann kommt auch noch ein angeblicher Psychiatrie-Aufenthalt von Pauline auf den Tisch, und ein Nudelholz, mit dem sie ihrem früheren Freund einst die Kniescheibe zertrümmert hat (und welches soeben von einer Nachbarin zurückgebracht wird). Natürlich kommt dann doch alles raus, als Pauline in einer Tasche von Eric ihre eigenen Sachen entdeckt und den Spieß geschickt umgedreht; auf einmal wird sie vom Opfer zur handelnden Figur: „Wer verheimlicht mir hier etwas ?“

Die drei Akteure spielen locker, typengerecht und höchst vergnüglich, mit vielen feinen Gags und zwischenmenschlichen Tönen. Und vor allem mit brillanten Dialogen über die Beziehungen des Trios. Einige Übergänge müssen sich noch etwas einspielen, zumal hier für die drei eine echte Premiere stattfindet; anders als sonst hat es heuer keine vorherige Aufführungsserie in einem anderen Theater gegeben. Der Regisseur René Heinersdorff hat den bekannten Profi-Schauspielern sehr individuelle Profile verpasst und auch ein herrlich passendes Wohnzimmer gebaut. In dieses lädt Pauline ihre beiden Ex zu Silvester ein, ihre Rache folgt auf dem Fuß: Sie verdrückt sich mit Daphne, der Ex von Hyppolite, auf eine andere Party: Begleitpersonen nicht erwünscht.

Ganz großer Spaß in der fast ausverkauften Premiere, und reichlich Applaus für ein tolles Stück, wenn auch weniger mit brüllendem Schenkelklopfen, sondern überwiegend mit verständnisvollem Lächeln.