Übrigens …

der pantoffel-panther im Köln, Theater am Dom

Nur Lachen

„Er kam, spielte und siegte“, so kann man in Abwandlung des klassischen Spruchs von Julius Caesar den Auftritt von Jürgen Busse in „Der Pantoffelpanther“ im Kölner „Theater am Dom“ mit Fug und Recht bezeichnen. Theaterchef Oliver Durek hat einfach ein Händchen für publikumswirksame Stücke, und Jochen Busse mit Lars Albaum und Dietmar Jacobs pfiffige Autoren, die ihm Stücke quasi auf den Leib schneidern. Und das mit großem Erfolg; beide schreiben auch TV-Drehbücher, für die „Mitternachtsspitzen“ des WDR, die heute-show (ZDF) und halt auch für´s Boulevard. Die Story ist total durchgeknallt: Hasso Krause hat früher feinste Leder-Pantoffeln verkauft, allerdings zunehmend erfolglos, zockte dann mit Geldanlagen und verlor auch hier; jetzt hat er nur noch Riesenschulden, und könnte nur „den Euro verlassen und die Drachme einführen“. Davon weiß allerdings seine Frau „Röschen“ (quirlig und entzückend naiv: Billie Zöckler) überhaupt nichts, sie plant nach seiner bevorstehenden Pensionierung endlich richtig Geld auszugeben, mit Champagner, einer Luxusreise mit der MS Europa zu den Malediven und einer neue Wohnungseinrichtung, von der Hasso allerdings nichts wissen soll. Daher ist Milan (Raphael Grosch) zu Besuch, ein Innenausstatter mit einer ganzen Kollektion an Stoffen, die er in köstlicher Verkäufermanier anpreist („naturbelassenes Lama, spuckt sogar manchmal“).

Wovon Röschen auch nichts weiß: Ihr Holder macht Werbung für einen Hähnchengrill beim Obi. Und das für drei Euro pro Stunde. Er erscheint nach Dienstschluss in einem albernen Hähnchenkostüm und knallroten Strumpfhosen und unter donnerndem Begrüßungs-Applaus des Premierenpublikums, da er in der Firma seine Tasche mit den Zivilklamotten nicht gefunden hat. Eingeweiht ist sein Freund Rüdiger (Andreas Windhuis), ein abgehalfterter Psychologe mit stets denselben Sprüchen, die alle immer mit ihm runterbeten. Er hat einen frühkindlich erworbenen Mutter-Komplex, ruft die Mama fast stündlich an und hat einen zwanghaften Drang, immer Ecken in die Sofakissen einen Kniff zu hauen, aber auch keinen Plan, wie er Hasso helfen könnte. Nicht ganz einfach, dass die vom großzügigen Shopping zurückgekehrte Röschen ihren Hasso in dieser Verkleidung nicht erspäht. Wieder alleine, fischt Rüdiger aus dem überquellenden Sekretär mit „alles zweite Mahnungen“ ein Gerichtsschreiben, wonach eine Zwangsräumung und ein Strafverfahren wegen des riesigen Schuldenbergs droht. Da erscheint Luigi Campagnolo (Marko Pustisek), ein Mafioso in typischem Outfit und mit einem köstlichen deutsch-italienisch-kölschen Sprachmix. Er hat sich in der Etage vertan, hält Hasso für „Panther“, den berüchtigten Mafia-Killer, und bietet ihm eine Million dafür, wenn er „das Mammut“, seinen Erzfeind aus der Drogenszene, um die Ecke bringt. Hasso wird schwach im Anblick des prall gefüllten Geldkoffers „mit Quittung und Paybackkarte?“ Zumal Luigi mit der sizilianischen Omerta droht, die Aussteiger kurzerhand umbringt.

Regisseur Horst Johanning hat die Story mit leichter Hand inszeniert und allen Akteuren für ihre Späße genug Raum gelassen. Man muss höllisch aufpassen, um die unendlich vielen Bonmots, Kalauer, Anspielungen und lokalen Bezüge auf Politiker wie etwa „Schulz wie Würselen“ mitzubekommen. Ob es um einen „gut bezahlten Job für Erfolglose im Europaparlament“, um eine alternative Kreuzfahrt von der Altstadt rüber nach Köln Deutz, oder um Hassos hübsche Grill-Kollegin Babsi (Mia Geese) geht, die „Medizin mit Schwerpunkt halbe Hähnchen“ studiert. Ganz heftig wird es, wenn es sich um den „Stoff“ dreht; Milan und Röschen denken natürlich an Dekorationsstoff, den Milan sogar auch eine uralte Nachbarin und im vornehmen Villenviertel Hahnwald verkauft hat und der auch als Bio-Stoff an Claudia Roth und Podolski gegangen ist.

Busse ist ein Bühnentier mit einer ungeheuren Präsenz; es ist nicht einfach, neben diesem „Sieger“ zu bestehen. Am besten schaffte das sein Röschen, mit fiepsiger Stimme, etwas doof, aber sehr selbstbewusst. Der salbungsvolle Psychologe könnte noch ein wenig zulegen an Energie und Aktivität. Luigi ist als Mafiaboss fast zu lieb und freundlich, vor allem als es sich herausstellte, dass er dieselben Mutterprobleme aus einer gemeinsamen Vergangenheit mit Rüdiger hat und Unterhosen mit Pinocchio-Figuren trägt. Die kesse Babsi erwischt die Männer beim Umziehen immer wieder halbnackt, macht sich natürlich einen für Köln typischen Reim daraus und liefert sich mit Milan unwillentlich eine köstliche erotische Diskussion um ihrer beider Haustiere.

Das noch verrücktere Finale und die Frage, ob und wie der Mordanschlag nun glückt, soll hier nicht verraten werden. Wer zwei Stunden einfach nur lachen will, ganz ohne tiefsinnige zwischenmenschliche Probleme oder Einblick in verkorkste Beziehungskisten, ist bei diesem Stück bestens aufgehoben. Tipp: unbedingt weit vorne sitzen, damit man auch alles mitbekommt.