Romeo and Juliet im Globe Theatre Neuss

„Für den Liebenden ist der Tod eine Brautnacht.“ (Novalis)

„Two households both alike in dignity,

In fair Verona, where we lay our scene.“

Ehe diese berühmten Eingangszeilen zu Shakespeares bewegender Liebesgeschichte gesprochen werden, hören wir mitreißende Rockmusik, gespielt von den vielfach begabten Mitgliedern des Ensembles des Watermill Theatre aus Newbury. Die Musik schafft eine bedrohliche Atmosphäre, einige Figuren mit Kapuzenshirts hängen in dunklen Ecken der Bühne herum. Der schwelende Konflikt zwischen den Häusern Montague und Capulet wird in der Inszenierung von Paul Hart vorwiegend ausgetragen in einem etwas schäbig aussehenden Night Club, der den Capulets gehört („Capulet’s“). Die Jugendlichen liefern sich, wann immer die Handlung explodiert, Kämpfe, die eine ausgefeilte Choreografie aufzeigen.

„The Watermill Company“ ist seit Jahren aus dem Programm des jährlich stattfindenden Neusser Shakespeare Festivals nicht wegzudenken. Dieses Jahr zeichnet Paul Hart als neuer künstlerischer Leiter für Romeo & Juliet - seine erste Produktion an diesem Theater - verantwortlich. Er stellte in Zusammenarbeit mit dem National Youth Theatre und führenden Schauspielschulen in England eine Besetzung mit jungen Schauspielern aus dem ganzen Land zusammen. Erstmals sehen wir in Neuss nicht mehr eine „all male company“ aus Newbury, sondern Männer und Frauen auf der Bühne.

Musik spielte schon immer eine wichtige Rolle bei den Watermill-Produktionen, so auch in dieser Inszenierung. Zu Beginn hören wir Hooziers „Take me to church“, später Songs von Mumford & Songs oder Stingl, um nur einige Beispiele zu nennen.

Eine der überzeugendsten Akteurinnen des Abends ist zweifelsohne Laurynn Redding als kluge, bodenständige Amme. Sie erinnert in ihrem blauen Hosenanzug und strenger Bluse an eine gut organisierte Chefsekretärin, die stets Stift und Block für wichtige Notizen zur Hand hat. Und einem stärkendem Drink nie abgeneigt. Wie alle Mitglieder des Ensembles beherrscht sie mehrere Instrumente und singt phantastisch. Arnhan Galieva spielt Juliet. Im Laufe des Abends gewinnt sie immer mehr an Überzeugungskraft. Ihr Romeo ist Stuart Wilde – jung, voller Energie, mit ausgeprägter Körpersprache. Emma McDonald gibt eine sehr coole Lady Capulet mit wenig Empathie für ihre Tochter: „How stands your disposition to be married?“ Jamie Satterthwaite ist Julias Vater, smart mit weißem Blazer und gegeltem Haar. Beherrscht bis zu dem Moment, wo sich seine Tochter seiner Anordnung widersetzt, Paris (Mike Slader – blass) zu heiraten.

Bewegend Romeos und Juliets Hochzeitsnacht, sanfte Gitarrenmusik verstärkt die emotionale Stimmung.

Insgesamt ein Abend, der durch die schauspielerische, aber auch musikalische Leistung des überwiegend jungen Ensembles besticht und überzeugt.