„We are not afraid to be straight and different.“
Zum Abschluss einer sehr erfolgreichen Spielzeit gab es einen überaus intelligent-spritzigen Liederabend auf der kleinen Bühne des Central: Boys don’t cry and girls just want to have fun. André Kaczmarczyk, umjubeltes Ensemblemitglied – man denke nur an die Produktionen Fabian oder Lazarus – stellte diese schräge, umwerfende Revue, ein Plädoyer für Offenheit und Toleranz gegenüber Geschlechtervielfalt, zusammen und führte auch Regie. Musikalisch unterstützt und begleitet von Matts Johan Leenders (Piano) und Daniel Brandl (Cello). Mit von der Partie – neben Kaczmarczyk – fünf weitere Mitglieder des Düsseldorfer Ensembles, alle gleichermaßen äußerst musikalisch und stimmlich „gut drauf“: Stefan Gorski, Sebastian Tessenow, Hanna Werth, Lou Strenger und Genet Zegay.
Vor bzw. auf einer Varietébühne agierend, wo allein durch Lichtwechsel verschiedenste Stimmungen erzeugt wurden, die gut zum Potpourri von Pop-Songs, Schlagern, Schnulzen und Chansons aus dem gesamten letzten Jahrhunderts passen. Umwerfend vorgetragen von den sechs Akteuren, die zuweilen auch das Geschlecht in ihrer Rolle wechseln. So schmettert Stefan Gorski im rosa Seidengewand Johanna von Koczians „Das bisschen Haushalt“. André Kaczmarczyk, in Frack und Lackschuhen, eröffnet die Show mit „Maskulinum/Femininum“ von Spoliansky und Schiffer und gibt hiermit schon das Thema des Abends – das Spiel mit den Geschlechtern - vor. Soloauftritte wechseln mit gekonnt choreographierten Chorpassagen, ab und an auch den Wettstreit zwischen Männern und Frauen betreffend: „Anything you can do I can do better“. Blitzschnell der Wechsel von Kostümen, von Songtypen, von Rhythmen, von Präsentationsweisen – nicht eine Sekunde Langeweile! Im Gegenteil. Die zwei Stunden vergehen wie im Flug. Und doch wird es nie oberflächlich. Trotz kalauernder Lieder wie „Männer sind Schweine“ (Die Ärzte) oder Gassenhauern wie „Ich will keine Schokolade“ (Trude Herr) oder „Olé wir fahr‘n in Puff nach Barcelona“. Claire Waldoff („Raus mit den Männern aus dem Reichstag“), Michael Jackson („The way you make me feel“), Joe Cocker („You can leave your hat on“), Tim Curry (“Sweet Transvestite“) oder Beyoncé („If I were a boy“) – scheinbar unendlich die Zahl der Songs, die alle um die Frage nach dem Spiel der Geschlechter kreisen. Klug die kommentierenden Beiträge des als Drag Queen auf Plateausohlen auftretenden Dramaturgen Frederik Tidén, der humorvoll aus seiner Jugend berichtet, wo er schon sehr früh ein Außenseiter war, fiel er doch aus allen Geschlechterrollen. Treffend sein Zitat: „Who needs gender when you’ve got personality?“
Ein fantasievoller Abend, der Mut macht, Mut zur Vielfalt und Mut zur Toleranz. Passend dazu auch die Zugabesongs „Love the one you`re with“ (Stephen Stills) und „Beautiful“ (Christina Aguilera), singt sie doch hier: „I`m beautiful no matter what they say“.
Unbedingt ansehen und anhören!