Übrigens …

Bilder deiner großen Liebe im Schauspielhaus Düsseldorf

"Verrückt sein heißt ja nur, dass man verrückt ist und nicht bescheuert.“ (Isa)

Wolfgang Herrndorf konnte vor seinem Freitod 2013 - er war unheilbar an einem Gehirntumor erkrankt - seinen Roman Bilder deiner großen Liebe nicht mehr vollenden. Liebe meint hier die Sucher der vierzehnjährigen Isa nach der Liebe an sich, nach menschlicher Zuneigung, nach der eigenen Identität. Die Geschichte dieses jungen Mädchens, das aus einer Nervenheilanstalt ausbricht - ohne Plan, ohne Schuhe, aber frei, verrückt, aber nicht bescheuert, wie sie dem Publikum versichert -, hat der Dramaturg Robert Koall, der bereits in Dresden Herrndorfs Tschickfür das Theater bearbeitete, für die Bühne eingerichtet und auf ein Zwei-Personen-Stück reduziert. Lea Ruckpaul, geboren 1987, gelingt es mühelos, mit jugendlicher Ausstrahlung, oft kindlicher Ausdrucksweise und überbordender Lebendig- und Beweglichkeit diese Vierzehnjährige zu verkörpern. Bekleidet mit einer schwarzen Trainingshose, blauem T-Shirt und quietschgrüner Adidasjacke springt und läuft sie leichtfüßig über die Bühne. Diese bietet nur eine schwarze, leicht schräge Spielfläche, im Hintergrund ein schlichter Horizont mit angedeuteten Silhouetten, die sowohl Bäume wie auch Häuser darstellen können. Verschiedene Phasen von Isas Erzählung werden durch unterschiedliche Beleuchtungen illustriert. Koall hat die verschiedenen Gesprächspartner, denen Isa auf ihrer Reise begegnet, auf einen Darsteller reduziert. In Düsseldorf ist es Wolfgang Michalek (weißes, langärmeliges Shirt, schwarze Schlabberhose, Mütze). Er entpuppt sich mehr und mehr als ein durchaus humorvoller Mann, jemand, der Isa einen zuverlässigen Halt bieten kann. So als Kahnfahrer, der sein Schiff durch einen Kanal steuert, auf das Isa plötzlich springt. So findet sie auf ihrer rastlosen Wanderung für eine Weile Ruhe und kann auch einmal einem anderen zuhören. Erzählt dieser Mann doch von seiner lang zurückliegenden Karriere als Bankräuber und wie sich dann sein Leben danach entwickelt hat. Wobei sich im Gespräch mit Isa durchaus auch humorvolle Zwischentöne entdecken lassen.

Was diesen überaus eindringlichen, überaus glänzend gespielten Abend noch auszeichnet, sind die zahlreichen Details - seien es der Sternehimmel, seien es die Begegnungen mit merkwürdigen Zeitgenossen, von denen die Protagonistin berichtet -, die Isa auf ihrer Wanderung durch Wälder, Wiesen und Dörfer beschreibt, ebenso wie ihre Gefühle (so z.B. die Geborgenheit, die ihr Vater ihr bot), Hoffnungen und Ängste.

Man muss von diesen beiden exzellenten Schauspielern einfach begeistert sein. Schon deshalb lohnt sich der Besuch der Vorstellung.