Ihr Geschäft ist Mord
Das 1959 uraufgeführte Stück des britischen Dramatikers Harold Pinter handelt von zwei Profikillern. Wie viele Male zuvor, warten sie in irgendeiner Stadt in irgendeinem Gebäude, anscheinend in einem Keller, auf irgendeinen namenlosen Menschen, den sie erschießen sollen. Der stumme Diener, ein Speisenaufzug, ist fast ständig in Bewegung und bringt ihnen neue Zettel mit Essensbestellungen, die Gus und Ben nicht erfüllen können.
Gus denkt zuweilen über den Sinn ihrer Tätigkeit nach. Ben ist längst im sturen Weitermachen erstarrt. Beide hoffen, dass bald alles vorbei sein wird.
Nobelpreisträger Harold Pinter schrieb dieses Gangsterdrama, das gerade durch seine Komik immer bitterer wird, im Stil des absurden Theaters. Wir sehen zwei Menschen, deren kompromissloses Pflichtbewusstsein jegliche Eigeninitiative und jegliche Gewissensbisse ausgelöscht zu haben scheint.
In Essen inszenierte Tabea Nora Schattmaier, 1989 in Heidelberg geboren, Pinters Drama in der Box. Schon die kleine Spielfläche und der begrenzte Zuschauerraum eignen sich ideal für dieses Zweipersonenstück.
Die Zuschauer werden nach und nach in Fünfergruppen hineingelassen. Die Bühne weist mehrere Stufen auf, auf denen Bürostühle verteilt sind. An der rechten Seite hängt eine Art Automat an der Wand, auf dem CHANGE steht und der als stummer Diener unter Blinken von zwei Lämpchen die Zettel mit den Speisebestellungen ausspuckt. Kartons stapeln sich in einer Ecke. Die Atmosphäre ist von Beginn an trist. Jan Pröhl überzeugt als dominanter Ben, der versucht, den Job des Auftragskillers als normale Tätigkeit zu sehen. Um sich zu beschäftigen, liest er seinem Partner aus der Zeitung vor. Gus (Stefan Diekmann), der nicht still sitzen mag, langweilt sich und stellt ständig Fragen: „Ich will dich mal was fragen.“, „Hoffentlich dauert es nicht so lange dieses Mal.“ Er ist von Anfang an unruhig und wird immer nervöser. Ständig verschwindet er hinter dem Zuschauerblock und man hört die Toilettenspülung rauschen. Das Zusammenspiel dieser beiden exzellenten Schauspieler schafft immer mehr das Gefühl einer zunehmenden Bedrohung - ohne dass man konkrete Fakten erfährt.
Pröhl: „Man spürt eine Bedrohungsebene hinter dem Text. Es geht um die Frage der Schuld, die abgeblockt wird… um die Frage nach dem Sinn des Lebens. Das alles darf man nicht spielen. Es muss unter der Oberfläche bleiben.“
Ein spannender Abend, der das Publikum fesselt und am Ende rätseln lässt, wie es wohl weitergehen könnte.