Enjoy the show!
Beim diesjährigen Neusser Shakespeare Festival präsentierten „The HandleBards“ aus London Shakespeares turbulente Komödie Much Ado About Nothing. Die Schauspieler dieser Truppe verstehen sich als freies, radelndes Theater, das am liebsten im Freien spielt. Der Name leitet sich von „handlebars“, den Fahrradlenkern ab, ergänzt durch ein „d“ als Reverenz an den Barden Shakespeare.
Much Ado About Nothing („Viel Lärm um nichts“) thematisiert den Kontrast zwischen Schein und Wirklichkeit, zwischen Masken, die man den anderen zeigt, und dem eigenen Gemütszustand. Shakespeare entwarf zwei Handlungsstränge, indem er zwei Liebespaare vergleicht, die beide lernen müssen, einander zu verstehen.
Nach einer siegreichen Schlacht kommen Don Pedro, Graf Claudio und der Edelmann Benedick in die italienische Hafenstadt Messina. Leonato, der Gouverneur von Messina, nimmt sie gastfreundlich auf, hat er doch eine Tochter und eine Nichte im heiratsfähigen Alter. Claudio und Hero verlieben sich schnell, kennen sich aber nur oberflächlich, demgemäß kommt es zu Missverständnissen. Claudio glaubt den böswilligen Anschuldigungen des schurkischen Don John – er ist ein illegitimer Halbbruder Don Pedros – ohne zu zögern, und verstößt sogar seine Liebste. Die anderen Liebenden, Benedick und Beatrice, verfolgen einen anderen und eher Erfolg versprechenden Weg zu einem echten Verhältnis. Obwohl sie einander zunächst wortreich höhnisch beschimpfen und schwören, sie würden nie heiraten, sind sie faktisch Idealisten der Liebe, die nichts anderes brauchen, als gegenseitig von ihrer Beständigkeit und ihrem wahren Wert überzeugt zu sein.
Vier Darsteller der „HandleBards“ – Ross Ford, Mark Collier, Robin Harris, William Ross-Fawcett - meistern alle mühelos mehrere Rollen. Sie tragen knielange Hosen und Hosenträger, gestreifte Hemden und farbige, bis zum Knie hochgezurrte Kniestrümpfe (blau, gelb, rot, grün). Diese Farben helfen ein wenig, bei dem turbulenten Spiel die Personen auseinander zu halten. Auf der kargen Bühne, über der weiße Wimpel hängen, steht links ein gelbes Fahrrad. In der Mitte ist ein Vorhang aus Nessel, der schnelle Kostümwechsel erlaubt. Was wichtig bei den verschiedenen Rollen ist, die ein Darsteller spielt. Ross Fords Beatrice ist besonders gelungen. Hero, die zweite weibliche Person, wird von Rupert, einer Holzpuppe, verkörpert, der Ross Ford seine Stimme leiht. Vier Fahrradlenker (auch sie sind rot, grün, blau und gelb) liegen vor dem Vorhang und werden zu verschiedenen Aktionen eingesetzt.
Die Stimmung im Globe ist von Anfang an bestens, aufgeheizt durch Songs zur Gitarre, die an die legendären Dubliners erinnern. Dann heißt es: „Enjoy the show!“ Und das rasante, nicht eine Sekunde langweilige Spiel beginnt. Die Geschichte der sich stets streitenden Beatrice und Benedick und das junge Liebesglück von Claudio und Hero werden ziemlich genau so erzählt, wie man sie bei Shakespeare findet. Aber wie sie erzählt wird! Das ist unbeschreiblich köstlich, komisch und sehr unterhaltsam. Auch klamaukig, mit viel Slapstick und häufigen musikalischen Einlagen. Entertainment at its best! Ständig ist Bewegung auf der Bühne, Mimik und Gestik werden exzellent eingesetzt. Die Überzeichnung mancher Typen passt hier wunderbar. Mehrfach werden ein junger Mann und eine junge Frau aus dem Publikum auf die Bühne geholt, um mitzuspielen. Wo sie sich bestens einfügen.
Am Ende noch ein weiterer Song und ein beschwingter Tanz. Der gelungene Ausklang eines äußerst unterhaltsamen Abends mit einem fantastischen Ensemble.