A play about unrequited love, gender reversal and mistaken identity
Beim diesjährigen Shakespeare Festival im Neusser Globe konnte man Shakespeares verwirrendsten Komödie Twelfth Night („Was ihr wollt“) in einer Inszenierung der Bridge House Productions sehen. Regie führte Guy Retallack. Er hat mit den „Wild Thyme Productions“ schon einige Werke Shakespeares in den vergangenen Jahren auf die Globe-Bühne gebracht.
Irrungen, Verwechslungen, Maskeraden bestimmen das Geschehen, welches zugleich eine sentimentale Liebesgeschichte erzählt. Ort der Handlung ist Ilyrien.
Die Zwillinge Sebastian und Viola sind nach einem Schiffbruch an Illyriens Gestade gespült worden. Und glauben sich gegenseitig verloren. Viola kommt - als junger Mann verkleidet, der sich Cesario nennt - in die Dienste des Herzogs Orsino, in den sie sich rasch verliebt. Orsino selbst liebt Olivia, die wiederum ihr Herz an den vermeintlichen Knaben Cesario verliert. Sir Toby Belch und Sir Andrew Aguecheek, zwei Saufkumpane, die es sich in Olivias Haus gemütlich gemacht haben, gehören zum weiteren Personal dieser Komödie. Ebenso wie sich Olivias moralisch aufplusternder Haushofmeister Malvolio, der eine sehr hohe Meinung von sich hat. Die beiden Trinkkumpane spielen ihm zusammen mit der Zofe Maria einen üblen Streich, vor dem ihn etwas Selbstkritik und weniger Eitelkeit hätten bewahren können.
Retallack reizte an diesem Werk besonders, „wie menschlich dieses Stück ist und wie viel es zu erzählen hat. Ich glaube, dass es die Liebe in ihrer Essenz einfängt und uns zeigt, wie nötig diese als Zentrum unseres Lebens ist“.
Die minimalistische Bühne ist mit Sand bedeckt. Einige Baumstümpfe dienen zuweilen als Sitzgelegenheiten. Eine Reihe grüner Wimpel über der Spielfläche lässt an Hafenszenerie denken. Nur fünf Schauspieler bilden hier das Ensemble. Jeder spielt zwei Rollen, was gut zum allgemeinen Verwirrungsspiel passt. George Maguire gibt sowohl den liebeskranken Herzog Orsino - „if music be the food of love play on“ seufzt er mit jammernder Stimme, im seidenen Morgenmantel matt auf dem Boden liegend - wie auch den geltungssüchtigen, von sich überzeugten Malvolio. Grandios sein Auftritt, wenn er den scheinbar von seiner Herrin verfassten Liebesbrief findet: „What employment have we here?“ und sich in größenwahnsinnigen Liebesfantasien ergeht. Ben Woods glänzt als Gitarre spielender Feste, dessen Stimme einfach bestechend ist. Zugleich gibt er Sir Andrew, den leicht tumben Saufkumpan von Toby Belch, der sich völlig irreale Hoffnungen auf die Hand der schönen Olivia macht. Sir Toby, Olivias Onkel, beeindruckt hingegen nicht sehr. Spielt ihn Fayez Bakhsh doch mit einem begrenzten Repertoire an Mimik und Gestik. Auch der Flachmann, den er stets in der Hand hält, ist eigentlich unnötig als Charakteristikum eines Trinkers. Etwas zurückgenommener und daher überzeugender seine Darstellung von Sebastian. Eve Niker überzeugt sowohl als Viola bzw. Cesario - unsterblich in ihren Herrn verliebt - wie auch als spitzbübische Magd Maria (in Schürze und Kopftuch), die sich die böse Falle für Malvolio ausgedacht hat. Beide Rollen legt sie durchaus unterschiedlich an, was Bewegung und Stimme angeht. Miriam Grace Edwards ist eine hervorragende Olivia, der man sofort glaubt, wenn sie sich in Cesario verliebt. Ihre zweite Rolle, Antonia, Dienerin von Sebastian, gelingt weniger überzeugend.
Insgesamt ein durchaus fesselnder, unterhaltsamer Abend mit einigen wenigen Längen.