Ein Fest für Mackie im Anneliese Brost Musikforum Bochum

Mageres Resultat einer Jubiläumsfeier

In der Spielzeit 2018/2019 kam anlässlich des 100jährigen Jubiläums des Hauses die hinreißende Musikrevue O, Augenblick heraus. Jetzt wurde nachgelegt. Mit dem Singspiel Ein Fest für Mackie, das im Anneliese Brost Musikforum Premiere hatte. Angekündigt als „vergnügliches wie groteskes Ruhrgebiets-Spiel mit scheinbar altbekannten Figuren aus der Bettleroper“.
Mitten auf der Bühne: der Tresen der Kneipe mit dem ungewöhnlichen Namen „Zur Ewigkeit“. Rechts davon eine Art blauer Turm (stellvertretend für einen Hochofen?), in dem Mackie ohne Messer (Guy Clemens) - einst der gefährlichste Gangster der Stadt – in Schlafanzug und Bademantel nur noch vom Glanz vergangener Zeiten schwärmt, als auch die Kneipe noch voll war. Aber dann, so meint er: „Irgendetwas hat sich vor die Sonne geschoben“. In der Kneipe soll mal wieder groß gefeiert werden, aber der erwartete Besucheransturm bleibt aus.
Man denkt gern an Lutz Hübners hinreißenden Abend „Bochum“ mit vielen Grönemeyer-Hits zurück, der ebenfalls in einer Kneipe spielte. Aber das ist schon die einzige Gemeinsamkei dieser beiden Produktionen. In „Ein Fest für Mackie“ hängen die Gäste lustlos auf den Barhockern, ab und an wird ein Lied gesungen. Und das noch nicht einmal gut. Viel tut sich sonst nicht. Ein Mett-Igel auf dem Tresen ist fast schon ein Highlight. Dabei spielen hier durchaus bewährte Mitglieder des Bochumer Ensembles eine Rolle. Martin Horn als alter Kneipenwirt und Bergmann hängt schief auf dem Hocker, hält sich an der Theke fest und räsoniert, wie er einmal mit einigen Kumpeln auf der 7.Sohle verschüttet war. Was bleibt von der Plackerei? „Zerstörte Hände, zerstörtes Herz.“ Veronika Nickel gibt seine resolute Frau Celia, die wehmütig von früher berichtet, als die Kneipe noch brummte. Michael Lippold spielt den Kommissar Tiger Brown a.D.. Er fällt eigentlich nur durch die Kunst auf, den ganzen Abend – immerhin 90 Minuten – den Betrunkenen zu spielen, der akrobatische Verrenkungen auf den Barhockern vorführt. Es geschieht so gut wie nichts.
Beckers Texte und Eggerts Songs sollen das Ruhrgebiet und seine Menschen heraufbeschwören. Aber es bleibt langweilig und triste. Zu viele Klischees über den Niedergang der Region, manch absurder Regieeinfall (so versucht Mackie, sich mit einer Papierschlange zu erhängen), freudlos geträllerte Songs, bemühtes Spiel des sonst so exzellenten Ensembles. Aber die Schauspieler setzen ja schließlich auch nur die mageren Vorgaben um …So spielt Friederike Becht die Psychologin Jenny, die so kluge Anmerkungen gibt wie: „Wer nicht kommt, braucht nicht zu gehen.“ Romy Vreden – sie fällt durch ihre gute Stimme auf – ist Mackies resolute Frau Polly, deren merkwürdige Firma „Bergmanns Freund“ nicht zu laufen scheint. Trotz preiswerter studentischer Mitarbeiter wie Hauer-Hendrick (Dominik Dos-Reis), die für einen Hungerlohn verschiedenste Jobs machen.

Die Bochumer Symphoniker treten in kleiner Besetzung an und spielen engagiert unter Leitung von Steven Sloane. Eggert hat sich mit seinen Songs sehr an Kurt Weill angelehnt, dennoch reißen sie niemand vom Hocker.

Zum Ende hin geht das Licht im Saal an. Überall im Zuschauerraum stehen Mitglieder des Ruhrkohle-Chors in Bergmannsfeiertagskluft auf und singen das Steiger-Lied. Dies ist der einzige authentische Augenblick, der berührt. Weil unverfälscht und nicht gekünstelt.

Eine vertane Chance, die das enttäuschte Publikum mit Buh-Rufen und minimalem Applaus quittierte.