Songs sind wie Träume, die man wahr zu machen versucht
Wolfgang Niedecken, der bekannte und erfolgreiche Frontmann der Kölner Mundart-Band BAP, hat sich sein ganzes Leben immer wieder mit Bob Dylan beschäftigt. Er veröffentlichte zahlreiche Coverversionen von Dylan-Songs und er traf sein großes Vorbild auch mehrmals persönlich.
Eigentlich wollte Niedecken am dreißigsten Mai dieses Jahres seinen siebzigsten.Geburtstag mit einem großen Konzert in Köln feiern. Aber das konnte aus bekannten Gründen nicht stattfinden. Auch weitere Pläne mit BAP mussten zurückgestellt werden. So ergab sich die Gelegenheit für eine ganz besondere Tournee.
Niedecken hatte im Jahr 2017 im Auftrag des TV-Senders ARTE eine Reise durch Amerika auf den Spuren Bob Dylans unternommen. Er traf zahlreiche Weggefährten des Literaturnobelpreisträgers: Musiker, Journalisten, Fotografen. Sein roadmovieartiges Buch „Wolfgang Niedecken über Bob Dylan“ entstand nach dieser Reise durch „Bob Dylans Amerika“.
Auf der großen Bühne des Theaters Mönchengladbach gelingt es Niedecken mühelos, das Publikum über fast 3 Stunden zu unterhalten. Er berichtet äußerst unterhaltsam über diverse Berührungspunkte zwischen Dylans und seiner eigenen Biographie, vor allem verweist er auf den Einfluss Dylans auf sein eigenes Werk als Songwriter. Niedecken liest immer wieder Passagen aus seinem im Plauderton geschriebenen Buch vor, um dann die zu diesen Erlebnissen passenden Songs vorzutragen. Wobei er grandios durch seinen Freund Mike Herting am Klavier und auch vokal unterstützt wird. Jeder Besucher im Publikum kennt nur zu gut die Faszination von Dylan-Songs wie „The timest they are a-changin‘ “ und verbindet sie mit Erinnerungen an die eigene Jugend. Bei manchen Songs wechselt Niedecken vom Englischen ins Kölsche. Da aber alles aus einem Guss ist, wirkt es sehr harmonisch.
Ein berührender Abend, der einen in seinen Bann zieht. Man vergisst zuweilen, dass man einer von zahlreichen Zuschauern in einem großen Theatersaal ist. Wobei natürlich auch hier zahlreiche Plätze und Reihen frei sind, dank Corona.
Ein interessantes Projekt, das von dem Wechsel von Textpassagen – sie ziehen sich manchmal etwas hin – und dem Vortrag von ach so bekannten Songs, sowohl von Dylan wie auch ab und zu von BAP, lebt. Sehr treffend wird in einem BAP-Song am Ende formuliert: „Songs sind fremde Länder, wo man immer schon hinwollte.“ Ein groes Lob an Niedecken, einen Ausnahmemusiker und Geschichtenerzähler.