Ödipus im Schauspielhaus Düsseldorf

Die Tragödie von Ödipus – unterhaltsam und doch nicht oberflächlich erzählt

Felix Krakau, 1990 in Hamburg geboren, arbeitet als Autor und Regisseur regelmäßig am Düsseldorfer Haus. 2019 gewann er mit „Peer Gynt“ den Preis des Körber Studios für Junge Regie. In Düsseldorf brachte er jetzt im Kleinen Haus Ödipus in einer ungewohnten, neuen Fassung heraus. Bestechend von Anfang an. Ein Minichor tritt vor einen pinkfarbenen Vorhang. Er besteht nur aus drei Mitgliedern. Ihre Kleider erinnern teilweise an antike Gewänder, aber das ist nicht wichtig. Gut gelaunt begrüßen die drei (Moritz Klaus, Caroline Cousin, Jacob Zacharias Eckstein – alle drei übernehmen im Laufe des Abends auch andere kleine Rollen) das Publikum: „Hallo, schönen guten Abend! Wir hoffen, alles ist genauso wie es sein soll.“ Und: „Wir sind heute euer Chor, Bürger von Theben.“ In so schweren Zeiten muss auch ein Chor reduziert werden. Dennoch wollen sie uns eine Geschichte des Untergangs und des Fortgeschehens erzählen. Die Zuschauer reagieren amüsiert und interessiert, wird doch die altbekannte Geschichte des Ödipus durch diese frische, klare Ansprache sehr lebendig wiedergegeben.

Das einfache, aber klug überlegte und wirkungsvolle Bühnenbild unterstreicht diesen neuen Zugang zu einem antiken Stoff. Es gibt zwei mobile Wände mit senkrechten Leuchtstoffröhren, die in verschiedenen Farben glühen können und so die Stimmung in einer Spielszene verstärken.

Krakau kann sich auf ein sehr gutes Ensemble verlassen. Allen voran Florian Claudius Steffens als Ödipus. Überzeugend als selbstgerechter Herrscher, der sich lange im Recht fühlt, wenn er den Schuldigen für die in Theben herrschende Seuche sucht. Bettina Engelhardt ist Iocaste, eine selbstbewusste Frau, die kritisch die Menschheit analysiert und sich nicht von Emotionen überwältigen lässt. Im Gegenteil zur klassischen Version, in der sie sich erhängt, sagt diese Königin: „Wir müssen einfach weitermachen. Wir mischen uns unter die Menschen, bis man sich nicht mehr an unsere Namen erinnern kann.“ Nicht vergessen sollte man in dieser überzeugenden Inszenierung Thomas Wittmann als staatsmännisch auftretenden Kreon und Markus Danzeisen als Seher Teiresias.

Zu Recht lebhafter, längerer Beifall.