Übrigens …

Oasis de la Impunidad im Düsseldorf

Horror in menschliche Körper eingebrannt

Schwarze Wände um einen schmutziggelben Plastikboden. Irgendwo darauf eine gläserne Zelle. Zwei Männer in Kapuzenmäntel gehüllt hängen mühevoll ein riesiges Gemälde an die Rückwand, darauf ein rahmenfüllendes Gespenst. Die Headline des Abends. Denn unheimlich, gespenstig, gruselig ist das, was wir auf der Bühne, dieser Oasis de la Impiudad, dieser Oase der Straflosigkeit, sehen werden. Mag wohl heißen, dass die Menschen nur im Kunst-Raum Gewalt und Horror „straffrei“ erleben. Allerdings sind die Menschen, die uns Re-sentida präsentiert, zu entmenschlichten Puppen eines Systems geworden, zu höchst befremdlichen Kreaturen.

Eine Figu in Uniform - Polizist oder Wachmann - kommt mit Verrenkungen auf die Bühne, mit aufgerissenen Augen und riesigen Ohren beginnt er mit verzerrten Bewegungen sich auszuziehen und dann den hageren, zuckenden Körper mit einer Zange zu bearbeiten. Kaum zu ertragen. Opfer und Täter zugleich.

Sieben weitere Figuren erscheinen mit marionettenhaft künstlichen Bewegungen, alle mit riesigen Ohren und computerverfremdeter Stimme, sie torkeln, raufen, reißen sich gegenseitig an den Haaren, würgen einander. Eine Leiche wird unter die Folie am Boden geschoben und bleibt da, bis viel später der Applaus verklungen ist. Zwischendurch sind alle mal wieder nackt, dazu ohrenbetäubender Lärm, Irrsinns-Pantomimen zu Mord und Totschlag.

Irgendwann wird die glasklare Zelle nach vorn geschoben, ein riesiger Mann, einen Kopf größer als alle anderen, steht in Schießer-Unterhose und schwarzer Perücke darin, hält allen seine Backe zum Kuss hin und verkündet auf Deutsch (alle anderen Texte sind auf Spanisch) Parolen wie: „Wir müssen unsere Kameraden verteidigen!“ Vielleicht eine Hitler-Karikatur? (Wer fragt, ist ein Narr für eine Minute, wer nicht fragt, ist ein Narr sein Leben lang. Konfuzius).

Ein weißer Kindersarg wird auf die Bühne geschoben, eine Frau versucht, ihn zu erreichen, zieht sich nackt aus. Als sie es schafft, den Deckel einzuschlagen, ist nur Staub drin. Die Jammernde, Zuckende wird erschlagen und ins Publikum getragen. Da bleibt sie liegen, auch sie bis nach dem Applaus.

Mit flackerndem Licht und grellem Geschrei endet die Horrorschau.

Obwohl einige Szenen ins Unerträgliche gingen, bedankte sich das Publikum für die grandiose künstlerische Leistung mit Standing Ovation.