Shakespeares unterhaltsame, aber auch nachdenkliche Betrachtung des Kampfes der Geschlechter
Die HandleBards aus London gehören einfach zu den Schauspielgruppen, ohne die man sich das Shakespeare Festival in Neuss nicht vorstellen kann. Im Mai konnten sie mit A Midsummer Night’s Dream schon viel Applaus ernten (siehe hier). Nun traten sie ein zweites Mal mit einer hinreißenden Aufführung von Much Ado About Nothing im Neusser Globe auf.
Much Ado About Nothing („Viel Lärm um nichts“) thematisiert den Kontrast zwischen Schein und Wirklichkeit, zwischen Masken, die man den anderen zeigt, und dem eigenen Gemütszustand. Shakespeare entwarf zwei Handlungsstränge, indem er zwei Liebespaare vergleicht, die lernen müssen, einander zu verstehen.
Nach einer siegreichen Schlacht kommen Don Pedro, Graf Claudio und der Edelmann Benedick in die italienische Hafenstadt Messina. Leonato, der Gouverneur von Messina, nimmt sie gastfreundlich auf, hat er doch eine Tochter und eine Nichte im heiratsfähigen Alter. Claudio und Hero verlieben sich schnell, kennen sich aber nur oberflächlich, demgemäß kommt es zu Missverständnissen. Claudio glaubt den böswilligen Anschuldigungen des schurkischen Don John - er ist ein illegitimer Halbbruder Don Pedros - ohne zu zögern, und verstößt sogar seine Liebste. Die anderen Liebenden, Benedick und Beatrice, verfolgen einen anderen und eher Erfolg versprechenden Weg zu einem echten Verhältnis. Obwohl sie einander zunächst höhnisch beschimpfen und schwören, sie würden nie heiraten, sind sie faktisch Idealisten der Liebe, die nichts anderes brauchen, als gegenseitig von ihrer Beständigkeit und ihrem wahren Wert überzeugt zu sein.
Wie immer meistern die vier Darsteller der HandleBards - Ross Ford, Robin Harris, William Ross-Fawcett und Brontë Tadman - mühelos mehrere Rollen. Sie tragen knielange Hosen und Hosenträger und farbige, bis zum Knie hochgezerrte Kniestrümpfe in verschiedenen Farben, welche helfen, die Personen bei dem turbulenten Spiel auseinanderzuhalten. Anzumerken ist, dass diese Inszenierung bereits im Juli 2019 in Neuss gezeigt wurde (siehe hier). Lediglich ein Darsteller, Mark Collier, wurde durch Brontë Tadman ersetzt. Die Geschichte der sich stets streitenden Beatrice und Benedick und das junge Liebesglück von Hero und Claudio werden ziemlich genau so erzählt, wie man sie bei Shakespeare findet. Aber wie sie erzählt wird! Mit viel Slapstick und musikalischen Einlagen. Ständig ist Bewegung auf der Bühne, Mimik und Gestik überzeugen. Mehrfach werden ein Zuschauer und eine Zuschauerin auf die Bühne geholt, um mitzuspielen. Die Stimmung im Globe ist von Anfang an bestens, wozu so mancher beschwingte Song zur Gitarre beiträgt. Am Ende noch ein Song und ein fröhlicher Tanz.
Frenetischer Applaus und Standing Ovations, zu Recht.