Übrigens …

A Midsummer Night's Dream im Globe Theatre Neuss

Sommernachtstollheit und phantastische Lebensträume

Beim diesjährigen Shakespeare Festival präsentierten die HandleBards aus London Shakespeares turbulente Komödie A Midsummer Night’s Dream. Die Schauspieler dieser Company verstehen sich als freies radelndes Theater, das am liebsten im Freien spielt. Sie befördern ihr ganzes Equipment - Kostüme, Bühnenbild, Requisiten - mit dem Fahrrad durch die Lande. Der Name HandleBards leitet sich her von den handlebars, den Fahrradlenkern, ergänzt durch ein B als Referenz an den Barden.

A Midsummer Night’s Dream entstand höchstwahrscheinlich im Winter 1595/96 als Auftragswerk für eine fürstliche Hochzeit. Das Werk gilt als erster Höhepunkt von Shakespeares Komödienschaffen.

Sommernachtstollheit, „midsummer madness“, beherrscht in dieser Komödie die Menschen ebenso wie die Natur. Elfen, Adlige, Handwerker werden von phantastischen Lebensträumen verwirrt. Sie irren in Nacht und Wald umher, einander suchend und fliehend, liebend und hassend, sich selbst mehr und mehr verlierend, bis sich letztlich die Verworrenheit löst und alle feindliche Verzauberung aufgehoben wird.

Der Herzog von Athen, Theseus, bereitet seine Hochzeit mit der besiegten Amazonenkönigin Hippolyta vor. Dieses Hochzeitsfest bietet den Rahmen und den Zielpunkt für alle Handlungsstränge. Soll doch an diesem Tag Hermias Schicksal entschieden werden, die sich nicht dem Willen ihres Vaters fügen und der Liebe zu Lysander abschwören will. Eine Gruppe Handwerker probt das Stück „Pyramus und Thisbe“, um es bei der Hochzeit aufzuführen. Hermia flieht mit Lysander in den Wald, gesucht von Demetrius, hinter dem wiederum Hermias Freundin Helena in blinder Verliebtheit hinterherrennt. Puck als Zaubergehilfe Oberons, des Elfenkönigs, inszeniert die Liebesverwirrungen der jungen Paare im Athener Wald und stiftet mit seinem magischen Elixier auch die - vorübergehende - Liebe Titanias, der Elfenkönigin, zu Bottom, einem der Handwerker, dem Puck mutwillig einen Eselskopf angezaubert hat.

Vier Darsteller - George Atwell-Gerhards, Alex Crook, Meredith Lewis und Jenny Smith - meistern mühelos die vielen Rollen. Sie tragen verschiedenfarbige Sneaker. Diese Farben helfen etwas bei dem turbulenten Spiel, die Personen auseinanderzuhalten. Auf der kargen Bühne im Neusser Globe sehen wir nur einen großen Vorhang, der schnelle Kostümwechsel ermöglicht. Einfache Requisiten reichen völlig aus für den Sprung von einer Rolle in eine andere. So verwandelt sich Jenny Smith von der mädchenhaften Hermia im Nu in Puck, der ein buntes Jackett trägt und etwas exaltiert durch die Gegend springt. Alex Crook spielt hingebungsvoll den verliebten Lysander, dann den naiven, um Schauspielerfolg bettelnden Bottom und ebenso den indischen Knaben der Titania.

Das in jeder Sekunde rasante Spiel begeistert das Publikum von Anfang an. Häufige musikalische Einlagen, Slapstick, oft auch etwas Klamauk bieten „Entertainment at its best“. Ständig ist Bewegung auf der Bühne. Häufiger wird das Publikum direkt angesprochen. Und da Hippolyta fehlt, muss eine Dame aus dem Zuschauerraum auf die Bühne - der das sichtlich Spaß macht -, ohne etwas sagen zu müssen, nur mit weißem Schleier kostümiert.

Ein insgesamt bunter, turbulenter Abend mit viel Körpereinsatz und zahlreichen witzigen Einfällen. Zuweilen sehr klamaukig, aber auch das passt in dieses locker-leichte Volkstheater, an dem Shakespeare seine Freude gehabt hätte. Ein besonderes Lob für die Schauspieler*innen und ihre Spielfreude.