„Du lebst, also liebst du.“
Herzog Frederick hat seinen älteren Bruder, den rechtmäßigen Inhaber des Throns, vertrieben. Der Verbannte lebt mit einigen wenigen getreuen Edelleuten im Exil im Ardenner Wald. Dort begegnet die als Knabe verkleidete Rosalind, die Tochter des alten Herzogs, Orlando. Auch er ist ein Verbannter. Orlando ist in sie verliebt und sie liebt ihn. Aber Rosalind und ihre Cousine und Busenfreundin Celia, die Tochter des neuen Herzogs, treten zu ihrem eigenen Schutz als Männer verkleidet auf. Celia wird zu Aliena (die „Fremdheit“) und Rosalind zu einem jungen Mann namens Ganymed. Touchstone, den Hofnarren, nehmen sie mit auf die Reise. Auch Orlando flieht in den Ardenner Wald nach einer Warnung, dass sein Bruder ihn töten will. Er erkennt Rosalind in der Gestalt des Ganymed nicht. Rosalind verführt ihn heftig, aber sie verführt ihn wie ein Knabe, der in dieser Verbindung ein Mädchen sein will. Rosalind spielt also einen Ganymed, der Rosalinde spielt. Die Grenzen zwischen Illusion und Wirklichkeit gehen allmählich verloren. In dieser Komödie geht es um das Theater im Theater. Der Schauspieler spielt die Person, die er nicht ist. Der Melancholiker Jaques hat ein Vergnügen daran, seinen Zeitgenossen die Wahrheit unter die Nase zu reiben, wenn er sagt, alle Menschen seien Schauspieler auf der Bühne des Lebens („All the world is a stage and all the men and women are merely players.“). Und das Traurige sei, dass nur wenige darüber Bescheid wüssten, dass es so sei.
Dedi Baron wurde in Israel geboren. Sie studierte Regie am Theaterinstitut der Universität Tel Aviv und hat seit Ende der achtziger Jahre an verschiedenen Theatern in Israel Inszenierungen erarbeitet. Seit 2006 arbeitet sie auch in Deutschland und Österreich. Am Theater Krefeld-Mönchengladbach inszenierte sie u.a. „Drei Schwestern“.
Baron sieht die Liebe (“eine Energie, die stärker als man selbst ist“) als die Kraft/Energie, die hilft, richtige Entscheidungen zu treffen. So ist es auch in „Wie es euch gefällt“. Obwohl es hier düstere Aspekte wie zum Beispiel den Kampf um die politische Macht gibt, enthält die Inszenierung unglaublich viele positive, lebensbejahende Aspekte. Seien es die mehr als 110 Fahnen, darunter auch die Israels und Palästinas, die den Boden bedecken und auch häufig über die Bühne getragen werden und zudem auch farbenprächtige Teile der Fantasiekostüme sind. Rosalind kommt in einem quietschbunten aufgeblasenen Einhornboot daher, rote Herzen rieseln herab, eine Diskokugel funkelt. All das macht den Abend zu einer Art Liebeshappening, das letztlich Krieg und Machtrangeleien besiegt. Baron kann sich auf ein sehr gutes Ensemble verlassen. Insbesondere Helena Gossmann als Rosalind und Nicolas Schwarzbürger als Orlando sind zu loben. Aber auch Eva Spott (Touchstone) und als Gast Carl Bruchhäuser (Jaques). Poetisch auch die malerischen Waldprospekte, die den Ardenner Wald illustrieren. Die Songs sind der musikalische rote Faden in dieser zauberhaften Inszenierung. Manch witzige Idee sorgt für zusätzliche Highlights, zum Beispiel die Souffleuse, die in einem Kasten mitten auf der Spielfläche sitzt und zuweilen mitspielt. Warum Michael Grosse als Putzfee immer wieder über die Bühne wieselt, bleibt ein Rätsel.
Insgesamt ein märchenhafter und sehr unterhaltsamer Abend, ganz im Sinne Shakespeares, der wusste, was die Zuschauer wollten. Wie es euch gefällt ist eine Komödie mit den Highlights des elisabethanischen Theaters, mit Musik, Szenen aus dem ländlichen Alltag, höfischem Gehabe, Prügeleien, Jux und Clownerien, Liebe wird hier nicht als Himmelsmacht zelebriert, sondern ist ein Gemenge aus Trieben, Ängsten und Wahn.