„Live und in Farbe und in 3 D: Die wilden Stiere“
Stephen Sinclair und Andrew McCarten, zwei neuseeländische Autoren, schrieben die schmissige Komödie, die 1987 am Mercury Theatre in Auckland uraufgeführt wurde. 1992 fand die deutschsprachige Erstaufführung in Wien statt. Aber erst die Verfilmung des Stoffes unter dem Titel Ganz oder gar nicht (1997) brachte dem Theaterstück auch in Europa und Amerika den Durchbruch. Die Geschichte von den sechs arbeitslosen Durchschnittstypen, ohne jeglichen Hoffnungsschimmer am Horizont, berührt jeden. Enthält sie zudem auch oft einfach so witzige Momente, dass man von Herzen lachen muss.
In der Fassung für das Rheinische Landestheater wurde die Handlung ins rheinische Revier des Jahres 2030 verlegt, wenn der Braunkohleabbau in der Region sein Ende nimmt. So fällt es dem hiesigen Publikum leichter, eine Nähe zu den Charakteren herzustellen.
Worum geht es? Vier arbeitslose Männer treffen sich in ihrer Stammkneipe. Frustriert, kein Geld, kein Job, keine Zukunft. Und kein Erfolg bei den Frauen. Noch nicht einmal bei den eigenen. Die gehen lieber in die Show der „Sexy Mustangs“, die nach Meinung der Freunde außer Stringtangas und Waschbrettbäuchen nichts zu bieten haben, aber jede Menge Kohle verdienen. So kommt einer von ihnen auf die abenteuerliche Idee, ganz viel Geld durch eine eigene Strip-Show zu machen.
Zu Beginn des Abends steht nur Gerd (Stefan Schleue) mit einer Fluppe an der Bar. Auf dem Bildschirm über der Bar sehen wir einen Bericht zum Ende des Schaufelbaggers 288 und des Reviers. An den Wänden Graffiti. In Gerds Bierglas Rattengift, er ist am Ende. Dann kommen seine Kumpel dazu. Da ist Harry (Carl-Ludwig Weinknecht), der seit 6 Monaten seiner Frau immer noch nicht gebeichtet hat, dass er keinen Job mehr hat. Ferner Denis (Simon Rußig) und JT (Johannes Bauer) - alle in der gleichen aussichtslosen Situation. Nur durch einen Zufall stoßen sie Gerds Bierglas um und verhindern den Selbstmord. Juliane Pempelfort ist die patente Kneipenwirtin Doris, die früher mal ein Revuegirl war.
Denis, der ständig telefoniert – sei es mit seiner Exfrau wegen ausstehender Unterhaltszahlungen, sei es wegen Schulden, die er zurückzahlen muss -, kommt auf die verwegene Idee mit der Strip-Show. Zur Männertruppe stoßen noch Finn (Anton Löwe), der nur zu gern tanzt und keine Hemmungen hat, sich auszuziehen, und Danylo (Niklas Maienschein), der aus dem Stand mit seiner coolen Breakdance- Nummer Szenenapplaus erntet. Die Regisseurin Weber lässt mit Geschick diese ganz verschiedenen Typen schrittweise zu einer Strip-Truppe zusammenwachsen.
Wobei Doris die Choreografie übernimmt und selbst routiniert eine umwerfende Tanznummer in der Bar vorführt. Gerd gibt Tipps aus dem Hintergrund – war er doch selbst einmal Stripper in Macao – und schließt sich der Truppe dann an. Obwohl diese Männer sich ja redlich mühen müssen und es natürlich zunächst nicht klappen will, wird niemand bloßgestellt und das Endresultat zu Songs von Marmelade und Tom Jones ist einfach überraschend gut.
Ein höchst vergnüglicher Abend mit einem tollen Ensemble, das mit jubelndem Applaus und Bravorufen belohnt wird. Unterhaltung im besten Sinne!