Roboter unter sich
Am Eingang gibt’s zwei Pappschilder: einen grünen Daumen nach oben, einen roten nach unten. Das lässt vermuten, dass unsere Meinung gefragt sein wird.
Die Bühne ist ein schwarzer Kasten, doch was wir erwarten, wird „knallbunt, spektakulär, satirisch und saukomisch sein“ und uns in eine „Welt aus Puppen- und Schattenspiel, Animation und Musik“ entführen. Und das alles passiert nicht im Hier-und Heute, sondern im Wonderland Incorcorated der Theatermacher half past selber schuld. Längst haben dort die Computer sich selbst programmiert, die Macht übernommen und den Weltpräsidenten gestellt.
Doch die buntkarierten, kastenförmigen Figuren mit oben aufgesetzten Spiralköpfen mit 3D-Effekt, die im Schwarzlicht auf die Bühne getänzelt kommen, wirken nicht eben wie das perfekte Produkt transhumaner künstlicher Intelligenz. Fröhlich stimmen sie zu ihren Pappinstrumenten den Motto-Song an „Everything gets smart but People“ und erst beim genauen Hinsehen entdeckt man hinter den „Robotern“ Menschen in dunklen Ganzkörper-Anzügen, die die Spiralköpfe per Hand drehen.
Dann wird’s ernst, das perfekte Gesellschaftssystem der KI wird gesucht, per Simulation werden einige Modelle angeboten, etwa das Haus für jeden oder die konsequente Umverteilung des Besitzes, was allerdings zur Flucht der Reichen vom Planeten führt. Das Publikum stimmt ab: Utopie – Daumen hoch- oder Dystopie – Daumen runter. Leider wird das Ergebnis nicht mitgeteilt.
Um zur Unsterblichkeit zu gelangen, braucht's dann allerdings ganz wie in alten Zeiten Mäuseversuche, die diesmal noch nicht gelingen. Urkomisch im Schwarzlicht erspielt, wie die armen Viecher ganz irdisch schließlich von der Katze gefressen werden.
Doch nicht nur so ferne Ziele wie die ewige Gesundheit werden erstrebt, da gibt’s auch noch eine Fülle menschlicher Verhaltensweisen, die von den Robotern zu erlernen sind. Etwa die Höflichkeit, die mit Rücksicht auf eine Entenfamilie auf dem Zebrastreifen bebildert wird. Oder auch Empathie, Verantwortungs- und Selbstbewusstsein sowie Koordinationsfähigkeit. Ziel ist offensichtlich, möglichst menschliches Verhalten zu erreichen. Wenn sie schließlich mit ihren großen eckigen Köpfen wie zur Talkshow am runden Tisch sitzen, ist das Hauptproblem, ob nicht auch die menschlichen Fehler mit einzuprogrammieren seien, denn um möglichst authentisch zu sein, müsse auch der Irrtum vorkommen.
Eine Menge Fragen werden lustvoll aufgeworfen, Anregungen zum Nach- und Weiterdenken gegeben. Mehr will das deutsch-israelische Künstler*innen Duo half past selber schuld mit seinem selbsternannten Bühnencomic wohl auch nicht erreichen.
What Robots need to learn ist der abschließende Teil der Trilogie WONDERLAND Inc.. Der Düsseldorfer Kult-Formation um Ilanit Magarshak-Rieg und Sir ladybug beetle (auch Frank Römmele) gelingt es dabei, mit originellen analogen Tricks die digitale Zukunft humorvoll zu imaginieren als eine mögliche Weltzeit, in der die Evolution von der Technik überholt wird.
Zum Schluss begeisterter Applaus für einen amüsanten, ausgefallenen Theaterabend.