Übrigens …

La Grande Dame im Neuss, Rheinisches Landestheater

„Das Ende bestimmt, wer wir gewesen sind.“

Caroline Stolz, scheidende Intendantin des RLT, und ihre Stellvertreterin Eva Veiders inszenierten ein letztes Mal am RLT. Olivier Garofalo, Hausautor des RLT, hat in einem bestechenden Abend wesentliche Aspekte des Lebens von Marlene Dietrich von vier hervorragenden Schauspielerinnen - sie stehen jeweils für verschiedene Seiten der „Grande Dame“ - schlaglichtartig beschrieben. Wir lernen sie als Star, als Familienmensch, als Frau, die verzweifelt nach Liebe sucht, und als Person mit einer klaren politischen Haltung kennen.

Mit „Lilli Marleen“ öffnet sich der rote Vorhang, die erste Marlene kommt heraus und singt „Vor der Kaserne…“. Die zweite Marlene kommt hinzu und übernimmt. So geht es weiter mit den beiden weiteren Marlene-Darstellerinnen. Der Vorhang öffnet sich ganz. An der hinteren Bühnenwand sieht man vier Schminktische, ebenfalls vor einem roten Vorhang. Links vorne am Klavier Hajo Wiesemann, Christoph König an der Geige. Die vier Marlene-Darstellerinnen - Antonia Schirmeister, Nelly Politt, Fenna Benetz und Silke Buchholz, alle auch fantastische Sängerinnen - spielen im Laufe des Abends, der Marlene Dietrichs Leben erzählt, immer wieder verschiedene Aspekte dieser schillernden Persönlichkeit. Häufige Kostümwechsel und natürlich die Lieder der Chansonette unterstreichen Marlenes verschiedene Seiten - mal der Star mit Federboa, dann die Frau, die den amerikanischen Soldaten an der Front Mut macht, dann ihre ersten Filmerfahrungen und letztlich der alternde und einsame Mensch mit Alkoholproblemen („Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre“). Garofalo gelingt es hervorragend, viele Seiten der berühmten Sängerin und Schauspielerin zu skizzieren. Durch ihre Lieder, aber natürlich ganz besonders mit Hilfe des hervorragenden Ensembles.

So erleben wir im Schnelldurchgang, aber ganz und gar nicht oberflächlich, das Leben der Dietrich. Erste kleine Rollen bekam sie Anfang der Zwanziger Jahre. Unter der Regie von Josef von Sternberg gelang ihr der Durchbruch mit der Hauptrolle im Film „Der blaue Engel“. Später dann beeindruckte sie unter anderem in Billy Wilders „Zeugin der Anklage“. Dann folgte der Absturz, ausgelöst durch einen Oberschenkelhalsbruch, den sie sich durch einen Sturz in den Orchestergraben in Sydney zuzog, wovon sie sich nie erholte. Sie verfiel immer mehr dem Alkohol. Die letzten Jahre ihres Lebens lebte Marlene Dietrich zurückgezogen in Paris, nur durch das Telefon mit der Außenwelt verbunden.

Das Publikum dankte der Regie, dem Ensemble und den Musikern für diesen emotionalen, klug durchdachten Abend mit euphorischem Applaus und Standing Ovations.