Übrigens …

Frankenstein im Bochum, Schauspielhaus

„I woke up one morning and I found myself famous.“ (Frankenstein)

Zu Beginn des Abends wird durch eine Stimme aus dem Off die Entstehungsgeschichte des Romans erzählt bzw. die Szenerie beschrieben, wo sich das Folgende abspielt. Erst dann beginnt das Theaterstück als solches. Die drei Mitwirkenden tanzen zu monotoner Musik in bunten Fantasiekostümen über die Bühne. Dann ziehen sie diese aus und das eigentliche Spiel beginnt.

Ort der Handlung ist der Genfer See im Jahre 1816. Mary Wollstonecaft Godwin ist mit ihrem Geliebten Percy Shelley vor der sozialen Ächtung der Londoner Gesellschaft geflohen. Hier in der Schweiz verbringen sie den Sommer, der allerdings nur schlechtes Wetter bietet, mit dem Poeten Lord Byron. Um sich die Zeit zu vertreiben, wollen sie sich in einem Schreibwettbewerb um die beste Schauergeschichte messen. Schnell driftet das Gespräch ab. Percy will den Ursprung des Lebens erkunden („Bin ich nicht Gott, dann bin ich nichts.“). Byron liegt auf einem Tisch, scheinbar leblos. May (Katrin Moog, Schauspielerin und ausgebildete Künstlerin) schafft von nun an auf Folien, die per Projektion auf dem Bühnenhintergrund vergrößert erscheinen, verschiedene Bühnenbilder zur Illustration der Geschichte. Percy (Victor IJedens) nennt sich Frankenstein und beginnt, das Monster (Byron - Oliver Möller) durch Stromstöße zum Leben zu erwecken. Hervorragend, wie er diese Puppe spielt, die zuckend beginnt, sich zu bewegen. Mary bebildert alles mit immer neuen einfachen, aber überzeugenden Skizzen. Frankenstein bereut schon bald, sein Werk geschaffen zu haben. Aber zu spät. Wir erfahren, wie das Monster sich Menschen in durchaus freundlicher Absicht nähert, wobei er nur auf Ablehnung stößt. Was in ihm wiederum Hass auslöst. Bewegend sein Flehen, Frankenstein solle ihm eine Frau schaffen. Ansonsten morde er weiter. Live Klaviermusik (Daniel Nerlich) verstärkt die jeweilige Stimmung effektvoll.

Genial die Idee, Katrin Moog die visuelle Welt für diese Science-Fiction Geschichte kreieren zu lassen.

Zum Schluss sitzen die drei wie zu Beginn am Tisch zusammen und May fragt die beiden: „Was habt ihr geschrieben?“

Ein sehr spannender Abend, skizziert er doch die Ideen, die im Roman Frankenstein vorkommen. Was kann Wissenschaft erreichen? Ist tote Materie wirklich zum Leben zu erwecken? Und welche Verantwortung trägt ein Wissenschaftler für sein Werk? Durch die sehr eindrucksvollen Bühnenmittel (Zeichnungen und Musik) wird der Abend auch unterhaltsam. Er enthält manche Denkanstöße, die man auch heute verfolgen sollte, wenn wissenschaftliche Projekte entworfen und bewertet werden.

Zu Recht lebhafter Beifall, auch einige Jubelrufe und Standing Ovations für eine gelungene Inszenierung und hervorragende Schauspieler.