„Das menschliche Wesen ist eine Bestie, die stirbt.“
Regisseur Bastian Kraft inszenierte am Schauspiel Köln höchst intensiv und überzeugend die Geschichte eine Familie, die innerhalb eines Tages, dem 65. Geburtstag des Plantagenbesitzers Big Daddy, ihre sämtlichen Lebenslügen aufdeckt. Alle wissen, dass Big Daddy Krebs im Endstadium hat, nur er selbst nicht. So ist das Geschacher um das zu erwartende Erbe bereits in vollem Gange. Cooper, der ältere Sohn, steht bereits in den Startlöchern, zusammen mit seiner schwangeren Frau und den fünf Kindern, um sich das nicht unbeträchtliche Vermögen anzueignen. Sein Argument, warum er ein Anrecht darauf hat, ist, dass er ja schon Enkel vorweisen könne. Er will es auf keinem Fall seinem jüngeren Bruder Brick, einem früheren Rugbystar, überlassen. Brick hat jedoch andere Probleme. Seit dem Tod seines Sportsfreundes Skipper trinkt er beständig. Unklar, ob die beiden mehr verband, ob es eine homosexuelle Beziehung zwischen beiden gab. Tatsache ist: Brick ignoriert alle Bemühungen seiner Frau Maggie, ein Kind mit ihm zu zeugen. Vergeblich zieht sie alle Register, um ihn zu becircen – geht es doch auch um ihr Überleben in dieser Familie.
1955 fand die Broadway-Premiere von Die Katze auf dem heißen Blechdach in der Regie von Elia Kazan statt und wurde frenetisch gefeiert. Williams gewinnt mit dem Werk seinen zweiten Pulitzerpreis. Kazan führte auch 1958 Regie in der ebenfalls erfolgreichen Verfilmung des Stoffes - Richard Brooks ist der Regisseur mit Elizabeth Taylor als Maggie und Paul Newman als Brick.
Bastian Kraft hat ein überzeugendes Bühnenbild gefunden, um dieses hysterische Gerangel um Beziehungen, um Liebe und Aufmerksamkeit und letztlich um das Erbe zu veranschaulichen. In der Mitte der Bühne läuft ein schmaler Steg mit einem Laufband auf das Publikum zu. Rechts und links sehen wir in großer Projektion die Gesichter der Darsteller. Brick (Nikolaus Benda sehr überzeugend als abgehalfterter Rugbyspieler, der nur seinem Freund nachtrauert und als einziges Familienmitglied keinerlei Interesse an dem Erbe hat) läuft an Krücken. Unentwegt wie ein Hamster im Rad, doch nie von der Stelle kommend. Trost findet er nur im Whiskey. Lisa-Katrina Mayer glänzt als Maggie, die auf immer neue Weise versucht, ihn ins Bett zu kriegen, um das Kind zu zeugen, das ihr und ihrem Mann in dieser Piranha-Familie das finanzielle Überleben garantieren würde. Birgit Walter ist Big Mama. Auch sie spielt ihre Rolle als liebende Ehefrau, die den Geburtstag ihres Mannes zu feiern vorgibt, aufgesetzt fröhlich. Cooper (Johannes Benecke), nicht nur vom beigen Anzug her eine „graue Maus“, und seine Frau Mae (Katharina Schmalenberg) mischen sich immer wieder in das Familiengetöse und versuchen, ihre Kinder mit neckischen Spielen als Pluspunkt einzusetzen. Andreas Leupold ist ein polternder Big Daddy, der seiner Frau kalt erklärt, er habe sie in 40 Jahren Ehe nie geliebt. Eine Familie wie ein Haifischbecken. Jeder denkt nur an sich, an das eigene Weiterkommen. Die großen Videoprojektionen verdeutlichen zusätzlich die tiefsitzenden und unlösbaren Konflikte in dieser Familie.
Ein sehr intensiver Abend, der die Zuschauer nicht kalt lassen konnte. Jubelnder, längerer Applaus für das Regieteam und das hervorragende Ensemble.