Übrigens …

Die Gischt der Tage im Schauspielhaus Düsseldorf

„Es gibt nur Dinge: die Liebe, in allen Spielarten, und die Musik.“

Der französische Autor Boris Vian, 1920 in Paris geboren, wuchs in gehobenen Kreisen auf. Im Sommer 1940 wird Frankreich durch das faschistische Deutschland besetzt. Vian, ein entschiedener Gegner der nationalsozialistischen Ideologie, liebt den Jazz, Inbegriff des musikalischen Widerstandes, und tritt als Sänger und Trompeter auf. Nach Abschluss seines Ingenieurstudiums veröffentlicht er 1946 seinen Roman Die Gischt der Tage, eine absurde Liebesgeschichte, die zum Kultbuch einer ganzen Nation werden sollte.

Worum geht es? Um eine Gruppe junger Leute, zwei Paare, und um einen Koch. Alise (Fnot Taddese) gibt eine Party zu Ehren ihres Pudels. Dort lernt Colin (Sebastian Tessenow) Chloé (Sophie Stockinger) kennen und verliebt sich in sie. Bald heiraten sie. Doch schon auf der Hochzeitsreise beginnt sie zu husten. Ursache ist ein Lotus, der in ihre Lunge wächst und ihr die Luft zum Atmen nimmt. Ferner ist da Colins Freund (Jonas Friedrich Leonhardi), der eine verzweifelte Leidenschaft für Partres Werke hegt, die er sammelt (aus Jean-Paul Sartre wurde bei Vian Jean-Sol Partre.) Dabei ruiniert diese Sammelleidenschaft ihn finanziell.

Die Grundzüge des Geschehens werden illustriert und ergänzt durch unzählige Episoden, mal witzig, dann wieder skurril und absurd. So gleiten Aale aus Wasserleitungen und fressen Zahnpasta. Colin führt sein „Pianocktail“ stolz vor, ein Tasteninstrument, mit dem sich köstliche Drinks produzieren lassen. Sehr unterhaltsam, zumindest zu Beginn, Jürgen Sarkiss als pfiffiger Koch Nicolas, der später auch diverse andere Rollen spielt. Äußerst beeindruckend als fast immer anwesende „Maus“ der Jazz-Trompeter Richard Koch. Er kommentiert auf musikalische Weise das Geschehen.

In der Inszenierung wurde an nichts gespart. Das mehrstöckige Bühnenbild ist beeindruckend, die Kostüme äußerst kreativ. Den Schauspielerinnen und Schauspielern gebührt großes Lob und Di Buduos Videoanimationen sind purer Genuss. Und doch beginnt man irgendwann auf ein Ende der Vorstellung zu hoffen. Warum? Es ist die große Anzahl von Einzelepisoden - alle für sich ideenreich inszeniert und fantastisch gespielt. Aber diese Reizüberflutung lässt das Interesse abstumpfen. Wenig wäre mehr gewesen.

Dennoch eine sehr kreative, fantasievolle und beeindruckende Inszenierung, die mit viel Applaus honoriert wurde.