„So schnell es geht heiraten, verlieben kann man sich später.“
Die vom Publikum zu Recht gefeierte Premiere von Isabel McArthurs Stolz und Vorurteil* (*oder so)basiert auf Jane Austens Roman Pride and Prejudice, der 1813 erschien. McArthur lässt die Komödie im frühen 19. Jahrhundert spielen, so wie das Vorbild. Auch das Thema „Heirat als ökonomische Absicherung der Frau“ steht hier im Mittelpunkt. Darüber hinaus aber setzt sie zusätzliche Akzente, die den Stoff aktualisieren und höchst vergnüglich unterhalten. So beginnt der Abend mit fünf aufreizend gekleideten „Bunnies“, die sich als „Dienstmädchen“ vorstellen und das Stück ankündigen. Ihr Song „Get into the groove“ hätte nicht besser gewählt werden können, spielen doch bekannte Songs aus den 80er Jahren wie „Lady in red“ oder „Sweet dreams are made of this“ eine wesentliche Rolle zur Kommentierung des Geschehens. Wobei die Zuschauer die Texte auf einer über der Bühne hängenden Tafel lesen können. Wie sagen die Dienstmädchen so schön? Es könne sein, dass einige Damen spontan wegen emotionaler Verdrängung singen würden.
Sowohl diese Bunnies als auch alle anderen Rollen werden bravourös von fünf Schauspielerinnen gemeistert, denen u.a. so manch fast artistische körperliche Leistung abverlangt wird. DieZuschauer beginnen recht bald, im Takt mit zu klatschen. Ungewöhnlich im Theater, aber natürlich ein Echo auf das spritzige Bühnengeschehen. Oft gibt es Szenenapplaus. McArthur hat die Personenzahl des Romans auf fünf Mitwirkende auf der Bühne reduziert. So werden auch die Herren von den fünf Mitgliedern des Ensembles gespielt.
Die zugrundeliegende Geschichte: Mrs Bennet hat dreiTöchter, von denen mindestens eine verheiratet werden muss – koste es, was es wolle -, um die Absicherung der Familie, auch die der Mutter, zu gewährleisten. Esther Keil spielt diese Mutter absolut grandios. Sie trägt, wie ihre Töchter eine mähnenartige Perücke, die man herrlich hin- und herwerfen kann. Dazu ein sehr eng sitzendes Kleid mit einem übergroßen Dekolleté. Alle Kostüme sind übertrieben bunt und körperbetont, passend zum ironischen Kommentar. Mr Bennet, der sich aus allem „match making“ heraushält, wird passenderweise von einer Puppe dargestellt. Marcus Thomas an Keyboard und Gitarre zeichnet für die Musik des Abends verantwortlich. Er steht vorne auf der Seitenbühne und animiert erfolgreich das Publikum zum Mitmachen. Als Bühnenbild sehen wir große Gemälde, die die Orte der Handlung, englische Herrensitze, zeigen.
Insgesamt ein vergnüglicher Abend, der durchaus Austens Thema, die ökonomische Abhängigkeit einer Frau von ihrem Stand, aufgreift und akzentuiert. Das Ensemble, bestehend aus Esther Keil, Eva Spott, Kristina Gorjanowa, Helena Gossmann und Elisa Serauky ist noch einmal zu loben, leistet es doch schauspielerisch, gesanglich und physisch (oft akrobatisch) ungemein viel. Zu Recht applaudierte das Publikum mit Standing Ovations und Jubelrufen.