Übrigens …

Frau Yamamoto ist noch da im Mülheimer Theatertage

Mosaiksteine eines Gesellschaftsbildes

In Frau Yamamoto ist noch da erleben wir eine Abfolge von lose aneinander gefügten Szenen, die schlaglichtartig alltägliche Beziehungen und ihre Probleme beleuchten. Der Abend fängt stimmungsvoll mit einem französischen Chanson an: „Petite Fleur“. Alle Darsteller tanzen dazu entspannt auf der kreisrunden Spielfläche, die nur mit wenigen schwarzen Stühlen bestückt ist und die sich langsam dreht.

Das eigentliche Spiel beginnt damit, dass eine Frau zu einer Wohnungsbesichtigung kommt, aber feststellen muss, dass die Wohnung nicht frei ist. Ein Paar, Erik und Nino, unterhält sich über Frau Yamamoto, eine alte Nachbarin, deren Wohnungstür immer offensteht. Ein Mann und eine Frau sprechen in einem Lokal über ein neues Virus. Er hat offensichtlich Interesse an seinem Gegenüber. Sie schiebt Verpflichtungen ihrer Mutter gegenüber vor. Eine andere Frau beobachtet dauernd einen Mann in einer Nachbarwohnung, die keine Gardinen hat, wie sie einer Freundin am Telefon erzählt. In einer weiteren Szene versucht eine Frau, einer anderen Frau eine Pistole aufzudrängen („Jeder sollte eine Waffe tragen.“). Und immer wieder begegnen uns Nino und Erik, in deren Beziehung es kriselt. Diese beiden und ihre Nichte kennen Frau Yamamoto persönlich. Unklar, ob die alte Dame nur noch in der Erinnerung des Paares existiert oder tatsächlich noch lebt. Auf jeden Fall erfahren wir, dass sie mit ihrem Mann ein Sägewerk hatte und dass ihr einziger Sohn beim Klettern in den Bergen abstürzte. Danach ließ sich ihr Mann scheiden. Frau Yamamoto (sehr eindrucksvoll: Nicole Heesters) macht sich Gedanken, was nach dem Tod sein könnte. Wo wird ihr Geist sein? Sie bewegt Nino (Matthias Leja) dazu, einen Neustart mit einem kleinen Lokal zu wagen. Was Erik (Peer Oscar Musinowski) nicht nachvollziehen kann. Überhaupt werden die Unterschiede zwischen den beiden immer deutlicher.
Immer wieder treten die Darsteller vom Bühnenrand her auf die Spielfläche und dann kehren sie auf ihren Platz am Rand zurück. Auf die Seitenwände werden schwarz-weiße Zeichnungen projiziert, die die einzelnen Szenen illustrieren.
Es ist ein intensiver, anrührender Abend, wenn wir diesen mehr oder weniger einsamen Menschen zuhören. Gemeinsam ist allen der Wunsch nach Zugehörigkeit – zu etwas, zu einem Menschen.
Zu dem sehr guten Ensemble gehören noch: Katharina Hauter, Marietta Meguid, Sven Prietz, Christiane Rossbach, Karl Leven Schroeder und Silvia Schwinger.
Viel Applaus für diesen ungewöhnlichen Abend im intimen Rahmen des Studios der Mülheimer Stadthalle.