Übrigens …

Himmelwärts im Neuss, Rheinisches Landestheater

„Wir sind aus Sternenstaub gemacht.“

 Karen Köhler verbindet in ihrem Stück auf wunderbare Weise die Trauer eines Mädchens über den Tod der Mutter mit zahlreichen naturwissenschaftlichen Details aus Physik und Weltraumkunde. In der hinreißenden Inszenierung von Frances van Boeckel im Studio des Hauses – Garant für eine intime Atmosphäre – sehen wir vor Handlungsbeginn rechts eine Art Insel, ein Stück Rasen, einen kahlen Baum und ein Zelt. In der Mitte führt eine silberne Leiter hoch zu einer runden Projektionsfläche, auf der der Mond abgebildet ist. Eine Stimme aus dem Off spricht von „Zeit als einer Rakete“ oder „Zeit als einer Lakritzschneckenschnur“. Im Hintergrund funkeln viele Lichter wie Sterne.
Tonis Vater (Peter Waros) kommt herein und setzt sich auf die linke Bühnenseite mit einem Glas Wein. Die beiden Mädchen, Toni (Annalisa Hohl) und YumYum (Jasmina von Fragstein) stürmen aufgeregt herein. Endlich ein Abenteuer erleben: Zelten im Garten. Gut versorgt mit diversen Chipstüten und dick angezogen- wobei die Kostüme fantasievoll sind, YumYum z. B. ist ein „Fake-Einhorn“ – stürzen sie sich in das Abenteuer.
Tonis Mutter ist neulich gestorben und natürlich vermisst Toni sie sehr. YumYum meint, sie müsse doch irgendwo sein. Und so fängt die Suche nach einem Zeichen, wo das sein könnte, an. YumYum hat einen Weltraumempfänger gebaut. Und tatsächlich klappt es. Eine Frau spricht aus dem Empfänger. Es ist die Astronautin Zanna auf der Raumstation ISS. Juliane Pempelfort gibt sie in einem weißen Astronautenanzug. Die Mädchen fragen sie nach vielen Dingen, z.B. wie es mit der Schwerelosigkeit sei, aber immer wieder kommt die Frage, was mit Tonis Mutter sein könnte. So einfach verschwunden? Nein, undenkbar! So ist es ein Trost, wenn
Zanna erklärt, im Universum gehe keine Energie verloren. Die Mutter sei immer da, solange Toni an sie denke. Himmelwärts ist eine berührende, tröstliche Geschichte für Kinder zum Thema Tod und Erinnern eines geliebten Menschen nach dem Tod. Wie wunderbar die Idee, der geliebte Mensch ist immer da für uns – als Stern im unendlichen All: „Sind wir doch aus Sternenstaub gemacht.“
Köhler zeichnet genauso gefühlvoll auch die Freundschaft dieser beiden Mädchen.

Köhler wurde in Hamburg geboren, wollte Kosmonautin werden und studierte Schauspiel. 2022 schrieb sie „Himmelwärts“ als Theaterstück. Die Buchversion wurde 2024 mit dem Luchs-Buchpreis ausgezeichnet.

Im Rheinischen Landestheater gelingt eine bestechende Inszenierung des Textes mit einem ausgezeichneten Ensemble. Jubelnder, nicht enden wollender Applaus bei der Premiere.