Übrigens …

Der Name im Köln, Schauspiel

„Ich halte es hier nicht aus.“ (Beate)

Jon Fosse, Literaturnobelpreisträger 2023, beschreibt in seinem Stück Der Name eine Familie, in der zwischenmenschliche Kälte dominiert. Ein junges Mädchen, Beate (Rebekka Biener), kommt nach langer Zeit zurück nach Hause, sie ist hochschwanger. Begleitet wird sie von dem zukünftigen Vater des Kindes, den hier noch niemand kennt. Und anscheinend niemand kennenlernen will. Die Mutter (Birgit Unterweger) beklagt sich darüber, dass sie krank sei, und muss sich ständig hinlegen („Scheußlich, wenn man alt wird.“). Der Vater (Thomas Dannemann) kommt müde von der Arbeit und verliert kaum ein Wort. Nur die Schwester (Louisa Beck) redet viel und will mit jedem Karten spielen. Aber auch sie fragt nicht nach dem Namen von Beates Freund (Fabian Reichenbach). Der gibt nach einigen schüchternen Kontaktversuchen auf und liest ein Buch.

Das Bühnenbild zeigt ein spießiges, altmodisches Wohnzimmer mit Couchgarnitur. Eine Kochzeile ist im Hintergrund zu sehen. In die Wand eingelassen ist eine gurgelnde Waschmaschine. Eine Treppe führt in den 1. Stock. Zu Beginn tutet ein Nebelhorn. Immer wieder flackert das Licht, hört man diffuse gurgelnde Geräusche aus der Küche. Vor dem Fenster sieht man den Schnee rieseln,später regnet es. Alles verstärkt die unterkühlte Atmosphäre. Beate beklagt sich immer wieder: „Ich halte es hier nicht aus.“ Und wirft ihrem Freund vor, er kümmere sich nicht um sie. Sie habe sogar den Bus nehmen müssen. Ihn scheint das nicht zu tangieren. Bis auf die Feststellung „Hier bist du also groß geworden. Hübsch hier.“ zieht er sich in seine Ecke zurück. Einige schüchterne Anläufe, ihr zu zeigen, dass sie ihm nicht immer egal war, verlaufen im Sande. Sowie alle anderen kurzen Ansätze zu einer Konversation. Kaum einer spricht in ganzen Sätzen, knappe Anmerkungen zeigen die Sprachlosigkeit in dieser Familie. Die Schwester staunt, wie dick Beates Bauch sei. Ansonsten will sie immer Karten spielen, was Beate erbost. Die Mutter klagt über Beinschmerzen und wiederholt, dass sie sich hinlegen muss. Dennoch fällt sie artistisch gekonnt die Treppe runter. Ein überaus deprimierender Abend, wenn man dem unterkühlten Nebeneinander in dieser Familie zusieht. Jegliche Warmherzigkeit, jegliches Interesse am anderen scheint zu fehlen. Belanglose Floskeln und abgebrochene Sätze machen die rudimentäre Konversation aus.

Man ist fast erleichtert, wenn dieses unentwegte gehässige Umgehen miteinander oder dieses totale Desinteresse am anderen in dieser Familie aufhört.

Großes Lob und viel Applaus für das Ensemble, dem es hervorragend gelang, dieses Beziehungsdesaster zu verdeutlichen.