Übrigens …

der gestiefelte Kater im Neuss, Rheinisches Landestheater

Der gestiefelte Kater – bekannt und doch ganz anders

Das Rheinische Landestheater führte vor 100 Jahren in seiner ersten Spielzeit eine umjubelte Premiere des Gestiefelten Katers auf. Nun schrieb der renommierte Autor Sergej Gößner eine eigene Fassung, in der er überprüfte, inwiefern der Stoff der Brüder Grimm (1812 veröffentlicht in der ersten Auflage der „Kinder- und Hausmärchen“) noch heute aktuelle und relevante Aspekte bietet.
Gößner, 1988 in Ludwigshafen geboren, ist ein mit vielen Preisen ausgezeichneter Autor. So erhielt u.a. sein Stück „lauwarm“ den Berganus-Preis. Und „Die überraschend seltsamen Abenteuer des Robinson Crusoe“ waren für den deutschen Kindertheaterpreis 2929 nominiert.
Die Grundgeschichte ist kaum verändert. Da sind der Müller und seine Tochter Fritzi. Weil gleich neben der Mühle ein Staudamm durch einen Magier errichtet worden ist, vertrocknet das Tal und den Müllersleuten fehlt das zu mahlende Gut. Eine weitere Folge des Ausbleibens von Wasser ist, dass es im Tal keine Rebhühner mehr gibt. Sehr zum Kummer des Königspaares, das wir im Schloss kennenlernen. Es jammert über die vielen Rebhuhn-Rezepte, ihre Leib- und Magenspeise, die man nun nicht mehr kochen kann. Und da ist der Kater in der Mühle, der beschließt, etwas zu unternehmen. Doch dazu braucht er Stiefel, um Eindruck zu machen. Er sucht sie sehr zur Freude des jungen Publikums sogar im Zuschauerraum. Fritzi löst das Problem mit den Stiefeln ihres Großvaters.
Das Bühnenbild ist bestechend konzipiert und vielseitig einsetzbar. Erst sehen wir ein goldenes Halbrund, das uns die Mühle zeigt, Dreht sich dieses Teil, so schauen wir in den Königspalast. Die Kostüme des Magiers und des Königspaars sind bestechend schön. Aber was den betörenden Charme dieser Inszenierung ausmacht, sind natürlich die Schauspieler, die mit viel Spielfreude ihre Rollen verkörpern. Allen voran Stefan Siebert als agiler Kater. Peter Waros spielt den Müller und den König, Leona Blank seine Tochter Fritzi. Sie und der Kater sind zusammen ein unschlagbares Duo. Johannes Bauer ist der fantastisch Rollschuh fahrende Bote des Magiers bzw. der Magier selbst. Und Ewa Rataj spielt die Königin. Die Zeit vergeht wie im Flug, es wird auch viel gesungen und getanzt in dieser fantasievollen und kindgerechten Inszenierung. Jubelnder Applaus belohnt die Schauspieler zu Recht.