Übrigens …

b.07 im Theater Duisburg

Drei Claras zwischen Schumann und Brahms

Die Rundum-Erneuerung hat Martin Schläpfers Ballett Robert Schumann Tänze gut getan. Bei der Düsseldorfer Uraufführung der Choreografie auf die Rheinische Sinfonie im Februar 2011 hatten an Kitsch grenzende Verschnörkelungen des Familienlebens von Clara und Robert noch für Unmut gesorgt. Nun fließen in die abstrakten Tanz-Szenen Episoden aus der tragischen Beziehung Claras zwischen dem Ehemann und dessen jungem Schüler und Familienfreund Johannes Brahms stimmig ein. Keine Kinder in putzigen Rüschenhauben und Nachthemden küssen Mama und Papa Schumann Gute Nacht. Das vormals unsäglich biedermeierliche Ambiente hat sich der Eleganz von Schläpfers neoklassischer Tanzkunst angepasst. Der leere Raum ist schwarz ausgekleidet. Für die 28 Tänzerinnen und Tänzer entwarf Gabriela Oehmchen schicke blausilbrig schimmernde Satin-Jeans und taubengraue, ärmellose Tops. Aber die vielfachen „Claras“, „Roberts“ und „Brahmse“ sind geblieben. Und das ist gut so. Viel authentischer, heutiger wirkt der Seelenkampf in der neuen Fassung.

Nach dem heiteren ersten Satz deutet sich im Scherzo der Konflikt an, eskaliert im gefühlvollen Andante, um im „feierlichen“ Lento die tragische Dimension berührend zu durchmessen. Yuko Kato als erst kindlich verliebte, später tief leidende Clara und Marlúcia do Amaral als kokette, selbstbewusste Pianistin beeindrucken besonders. Die Duisburger Philharmoniker unter Catherine Rückwardt begleiten das dreiteilige Programm des Abends musikalisch vorzüglich.Dem neuen Schläpfer-Ballett vorangestellt ist Hans van Manens raffinierte „Compositie“ für vier Paare, das in einem hochvirtuosen, erotisch aufgeladenen Duett von Julie Thirault und Bogdan Nicula kulminiert. Optisches Glanzstück bildet die Uraufführung von Frozen Echo seiner Landsmännin Regina van Berkel. Unter einer Installation aus PC-Monitoren in der Form eines Dinosaurier-Skeletts von Dietmar Janeck entfaltet sich ein surreales, rätselhaftes Ritual aus menschlichen Skulpturen und bizarren Tänzen. Das Staunen über das zweifache Tanzwunder aus Holland, aber auch über die stupende tänzerische Vielseitigkeit und Qualität des „Ballett am Rhein“ wollte kein Ende nehmen bei der umjubelten Duisburger Premiere von b.07.