Übrigens …

Max und Moritz im Essen, Aalto-Theater

Von Maikäfern, weißen Schwänen und bösen Buben

„Ach, was muss man doch von bösen Buben hören oder lesen…“ Jeder Deutsche kennt Wilhelm Buschs sorgenvollen Seufzer. In Edmund Gleedes Ballettkomödie Max und Moritz hechten die quirligen Spitzbuben (Breno Bittencourt und Denis Untila) zur Ouvertüre von Rossinis Diebischer Elster aus dem Bilderbuch auf die Bühne und treiben ihren Schabernack mit Witwe Bolte (Alena Gorelcikova) und ihrem Spitz (Wataru Shimizu), Lehrer Lämpel (Alexey Irmatov), Schneider Böck (Toshiro Abbley) samt Ehefrau (Yulia Tsoi) und Onkel Fritz (Dragan Selakovic) mit hohen Sprüngen, Purzelbäumen, Spagaten und Pirouetten. Was für ein Spaß! Wo auch immer zwischen Wien und Kiel das „Familienballett“ einstudiert wird, das der vielseitige Theatermann 1984 als Münchner Ballettdirektor schuf, sorgt es für volle Häuser und ausgelassenes Gelächter nicht nur bei den vielen, vielen Kindern, die jetzt auch das große Essener Aalto-Theater mit Eltern und Großeltern bei jeder Vorstellung bis auf den letzten Platz füllen.

Alle sieben Streiche der Strolche hat Gleede ballett-tauglich frisiert und mit köstlichen Details aufgepeppt – wie Feuerwehrleuten, die Lehrer Lämpels Haus zur Wilhelm Tell-Ouvertüre löschen und mit veritablen weißen Tschaikowsky-Schwänen, die graziös in wippenden Tutus und auf Spitze aus dem Bach hüpfen, als Schneider Böck hinein plumpst. Ein Heer hinreißender kleiner Maikäfer kitzelt Onkel Fritz. Meister Müllers Federvieh ist eine watschelnde Entenfamilie, dessen Küken mit allerlei Akrobatik begeistert. Überhaupt tanzen und spielen sich als eindeutige Favoriten die Kinder vom Gymnasium Essen-Werden und von der Rhythmischen Sportgymnastik im ETB Schwarz-Weiß e.V. in die Herzen der Zuschauer.

Der Wiener Michael Kropf, „Schneider Böck“ der Münchner Uraufführung und jetziger Essener Ballettmeister, bleibt in der vielerorts bewährten Ausstattung von Waba und Singer mit seiner Choreografie – bis auf das Stepptanz-Finale und gelegentlichen Slapstick - beim traditionellen neoklassischen Ballett mit akrobatischen Akzenten. Gleedes sehr gelungene Rossini-Collage in der Instrumentierung von Béla Fischer (u.a. mit Xylophon und Keyboard) spielen die Bochumer Symphoniker zwischen Witz und Pathos. Ein Klassiker, der Laune macht.