Herzschlag im Dortmund, Oper

Leidenschaft und Lebensfreude

Dass Xin Peng Wang und sein rühriger Ballettmanager Tobias Ehinger jetzt Introdans aus Arnheim einlud, ist ein weiterer Schritt, Dortmund im Revier als Tanzstadt zu profilieren, die es schon einmal war - in den 1980er Jahren mit der Beteiligung an NRW-weiten und regionalen Festivals während der Ära Youri Vámos.

Aber es wird sich in der Bevölkerung noch herumsprechen müssen, dass solche Ensemble-Gastauftritte ebenso lohnen wie die regelmäßigen Galas mit Starsolisten zu Beginn und Ende der Saison. Das neue Programm der Holländer Herzschlag kann sich durchaus sehen lassen und hätte ein volles Haus verdient gehabt. Cayetano Sotos Fugaz und Thierry Malandains Boléro umrahmen zwei bewährte Choreografien von Nacho Duato. Bridget Breiner hat Sotos Hommage an seinen verstorbenen Vater mit ihrer neuen Truppe „nebenan“ in Gelsenkirchen einstudiert. Den vier Tänzerinnen stehen zwei Männer und zwei ebenso schwarz gekleidete männliche Statisten gegenüber: Der Tod und das Mädchen ist nicht weit. Einmal mäht er ein Mädchen gnadenlos nieder, ein andermal geht er vorüber. Das Wiedersehen verstärkt den Eindruck eines intensiven, todes-schwangeren Tanzerlebnisses, auch hier vorzüglich getanzt.

Unerreicht aber war an diesem Abend die technische Brillanz des geschmeidigen Rashaen Arts und der rassigen, sehr femininen Anna Calvo Gómez in Duatos Pas de deux Cor Perdut. Liebesleidenschaft und Lebensfreude erwachen in dem Mädchen, das die kurze amouröse Begegnung nur zu träumen scheint.

Duatos Por Vos Muero ist von spanischer Renaissance-Musik und den höfischen Tänzen der Zeit inspiriert, atmet aber erfrischend natürliches Flair unserer Zeit. Treten die sechs Paare zunächst in fleischfarbenen Trikots auf, so sieht man sie in den folgenden Sequenzen in angedeutetem Habit von damals. Nur an den Männerbeinen plustern sich keine Kniebundhosen, und alle tanzen barfuß. Leichtfüßig und voller Anmut wirbeln sie durch den Raum, wiegen sich in den Hüften, malen aparte Muster mit ihren Körpern, reagieren mit weit schwingenden Armen und ruckenden Köpfen auf musikalische Linien und Rhythmen. Dabei wirkt die Choreografie keineswegs wie bloße Illustration - ganz im Gegensatz zu Malandains Ravel-Interpretation. Seine Idee - Menschen auf der Suche nach Freiheit, nach dem Weg aus der Gruppe in die Individualität - wird von der sportiven, irritierend unpräzisen Gruppengymnastik zwischen gläsernen Paravents im Keim erstickt. Null Sinnlichkeit. Eine Enttäuschung zum Abschluss eines Abends, der insgesamt zeitgenössischen Tanz vom Feinsten bot.