Eine Gala zum seltenen Jubiläum
Mit 30 ist niemand schon wirklich alt. Aber ein 30-jähriges Jubiläum ist immer ein stolzes Alter. Das münstersche Tanztheater Orosz konnte es zum Jahresende 2012 begehen und feierte mit hunderten von Freunden im Großen Haus des Theaters. Fast zwei Stunden dauerte die „Reise“ durch ein Leben von der Geburt (reizendes Solo: Leonora Kuçi) bis zur Kontemplation (Sabrina Heinze): Hat denn auch alles Sinn gemacht, wurde nichts Wesentliches ausgelassen oder versäumt? Dazwischen reihen sich Stationen des Lebens in Szenen von Freundschaft, Fröhlichkeit und Poesie aneinander. Nicht immer wurden die Themen in der Choreografie deutlich, nicht immer passten sich Technik und Stil den Episoden an. Modern Dance, Folklore und Klassik dominierten und wurden von den jungen Damen konzentriert und meist recht graziös präsentiert.
Dass sich Sabrina Heinze - vorzüglich vor allem als Erotik versprühende Carmen in „Connection“ - aus dem Team der Elevinnen und Absolventinnen der Tanzschule Orosz abhob, nimmt nicht wunder, ist sie doch eine der Dozentinnen der Tanzschule, die der Ungar Lajos Orosz mit Ehefrau Sabine nach seiner Karriere als Solotänzer am Stadttheater Münster während der Ballettdirektion von Günther Rebel (1972-82) führt.
Eine feine Studie bot die zierliche Mira Elsing, umhüllt von Nebelschwaden, in dem Solo „Grenzenloses Geschenk“. Ganz klassisch auf Spitze tanzte Stargast Lisa Breuker (aus Steinfurt) - seit dieser Spielzeit als Elevin beim Staatsballett Berlin engagiert - mit ihrem Partner vom Finnischen Nationalballett, Timoteo Mock, das Duett „Amour“. Unbestrittener Höhepunkt war die Ensemblechoreografie „Herbst“ für zehn strahlende junge Tänzerinnen an üppig mit Früchten beladener Festtafel. Er gipfelte in einem ausgelassenen irischen Volkstanz. Ovationen für Meister Orosz und eine Gratulationscour von ehemaligen Tänzerinnen beschlossen das Jubiläumsprogramm im voll besetzten Theater.