Übrigens …

Poeten, Virtuosen, Charaktere im Duesseldorf Oper

Poeten, Virtuosen, Charaktere

Mit einer Gala ganz besonderer Art schloss Sonntagabend im Opernhaus Düsseldorf der 3. Internationale Tanzkongress. Nicht die Stars von den größten Bühnen der Welt gaben den Ton an mit Kostproben ihrer technischen Brillanz. Sondern mehr als 20 Tänzer und Tänzerinnen stellten die vorzügliche Qualität der Ensembles an mittleren und kleinen deutschen Stadt- und Staatstheatern eindrucksvoll unter Beweis. Aus NRW waren das balletthagen, Ballett im Revier, Ballett Dortmund und - als Gastgeber im eigenen Haus - das Ballett am Rhein dabei.

Drei Stars aus der ersten deutschen Liga mischten dennoch mit: Eric Gauthier, ehemaliger Solist des Stuttgarter Balletts und jetzt Herr seiner eigenen Kompanie Gauthier Dance im Tanzhaus Stuttgart, erzählte mit pantomimischer Gestik und technischer Raffinesse die Geschichte einer köstlich mit Arm und Hand skizzierten Gans I found a Fox. Aber an den Witz und die Frische von Marguerite Donlons Saarbrücker Heroes Ramon A. John und Jorge Soler Bastida als coole Pop-Musiker reichte die Miniatur von Marco Goecke nicht heran. Marlúcia do Amaral präsentierte das von Martin Schläpfer für sie schon in Mainz kreierte Solo auf Spitze Ramifications mit gewohnter, hinreißender Aura in einem braun-golden schimmernden Mieder und flatternden Tüllbahnen, die an ein Tutu erinnern - ein maßgeschneidertes Solo, wie es auch mit stupender Virtuosität auf akrobatische Art - barfuß, in Badehose - der Mongole Odsuren Dagva vom Thüringer Staatsballett Altenburg/Gera in Silvana Schröders Bin ich? bot. Hier die Poetin - dort der Virtuose; Charaktere mit großer Ausstrahlung beide! Schließlich belebte die ehemalige Berliner und Essener Primaballerina Brit Rodemund in roter Ballrobe mit schwingendem Glockenrock und auf Spitze einen romantischen Klassiker mit dem Flair von Ausdruckstanz, den Strauß-Walzer Wein, Weib und Gesang der Wienerin Grete Wiesenthal.

Sehr engagiert sorgten fünf Duette für beste Unterhaltung: ganz von der Musik geführt bewegen sich souverän Caroline Matthiessen und Leonam Abilio da Conceicao Santos aus Würzburg in Anna Vitas Eager und ebenso die beiden großartigen Hagener Neuzugänge Lara Lioi mit Huy Tien Tran in der Uraufführung von Ricardo Fernandos Voices. Sehr elegant tanzten Kelly Tipton und Riccardo de Nigris aus Augsburg Maurice Causeys neoklassisches Plucked Die ganze Schönheit von Tschaikowskys melancholischer Schwanensee-Elegie brachten Monica Fotescu-Uta und Mark Radjapov aus Dortmund in diesem Ausschnitt aus Xin Peng Wangs Choreografie auf die Bühne. Farblich genau umgekehrt kostümiert - Alina Köppen in schwarz, Joseph Bunn in weiß - berührten die beiden Tänzer aus Gelsenkirchen in Raimondo Rebecks Weisser Schatten. Wild, heutig, zwischen Ekstase, Verzweiflung und Erschöpfung überzeugte Ayako Nomura vom Ballett Vorpommern Greifswald/Stralsund mit dem Opfer-Solo aus Ralf Dörnens Sacre du printemps.

Lokalen Bezug zeigte der Panoramatanz von Jutta Ebnother aus Nordhausen mit Magdalena Pawelec und David Rossteutscher. Verträumt gaben sich Iskra Stoyanova und Rory Stead aus Koblenz in Steffen Fuchs' Uraufführung Die Kinder der Königin. Ein Bonbon bot das Damentrio Pin-Chieh Chen, Cordelia Lange und Alessandra Corti aus Oldenburg in dem futuristisch angehauchten Terzett aus Plafona von Sharon Eyal und Gai Behar.

Zwei Dutzend Tänzer aus fast ebenso vielen Nationen - das ist das Gesicht von Tanz auf deutschen Bühnen heute. Diese Vielseitigkeit macht die hohe technische wie auch künstlerische Qualität aus.