Übrigens …

Manon im Duesseldorf Oper

Manon tanzt

Das tragische Schicksal der lebenslustigen Manon nach dem Roman des Abbé Prévost von 1731 hat Komponisten wie Jules Massenet, Giacomo Puccini bis hin zu Hans Werner Henze und auch Choreografen zu theatralischen Werken inspiriert. 1974 verfasste der Engländer Kenneth MacMillan ein Libretto zu seiner Choreografie, die vom Royal Ballett London uraufgeführt wurde und  bis heute weltweit zum Repertoire großer klassischer Kompanien gehört - so auch des Moskauer Stanislawski-Balletts. Es gastiert damit im Opernhaus Düsseldorf. Im Gegenzug wird das Ballett am Rhein im Juni in Düsseldorfs russischer Partnerstadt mit Martin Schläpfers Ballett 7 (auf Gustav Mahlers 7. Sinfonie) auftreten.

Das mitgebrachte Bühnenbild von Nicholas Georgiadis - ein mit bunten Tüchern verhängtes und sehr flexibel wandelbares Halbrund - wirkt wie eine Wanderbühne. So bleibt das Ballett Theater auf dem Theater im Rokoko-Ambiente mit Rüschenkleidchen und Jabot, Kringellöckchen-Frisuren und Allongeperücken. Das passt irgendwie. Denn nichts deutet auf eine Story aus heutiger Zeit hin. Zu sehen ist fröhliches Treiben auf dem Marktplatz, wo Kutschen mit reichen Fremden ankommen, aber auch das junge Mädchen Manon, das vom Bruder in ein Kloster gebracht werden soll, weil es sich daheim gar zu übermütig und undiszipliniert aufführt. Ein wohlsituierter älterer Herr will das schöne, junge Ding dem Bruder abkaufen. Während man verhandelt, hat sich Manon längst in den ernsten Literaten Des Grieux verguckt und flieht mit ihm. Ein turbulentes Leben zwischen arm und reich beginnt - Manon nimmt alles mit, was sich ihr bietet, aber endet schließlich als Prostituierte, die auf einer Galeere nach Amerika entführt wird. Auf der Flucht stirbt sie erschöpft in den Armen des heimlich mitgereisten Des Grieux.

MacMillans lebhafte Choreografie unterhält mit großen Gruppenszenen (auf eigentlich viel zu enger Bühne) und Duetten mit allerlei raffinierten Hebefiguren, Pirouetten und Sprüngen für das Liebespaar, spritzige Soloeinlagen auch für Randfiguren wie Lescauts Liebchen. Anders als beim Bolshoi-Ballett, das mit strenger klassischer Virtuosität prunkt, wird hier hinreißend frisch und federleicht getanzt. Die Darstellungskunst aber etwa des Stuttgarter Balletts, das diese Choreografie schon als zweite Kompanie aufführte, vermisste man schmerzlich. Die Herzen des Publikums flogen den Solisten bei der Premiere am Freitag dennoch zu - allen voran der jungen Natalia Somova (Manon), dem schönen Dmitry Sobolevsky (ihr Bruder Lescaut), der kokett leichtfüßigen Oksana Kardash (seiner Geliebten) und auch dem reichlich ernsten Alban Lendorf (Des Grieux).    

Noch immer kommt das Arrangement aus Orchesterstücken von Jules Massenet (bearbeitet von Martin Yates) wie unharmonisches, bisweilen zähflüssiges "Stückwerk" über - kein Vergleich mit der genialen Rhythmik und Dramatik einer Tschaikowsky-Partitur oder auch eines Minkus. Die Duisburger Philharmoniker glänzten am Premierenabend immerhin unter der Leitung vom GMD des Moskauer Musiktheaters Felix Korobov, auch mit klangvollen Sololeistungen von Flöte, Horn, Violine und Cello.