Übrigens …

Drei Streifen Tanz im Dortmund, Oper

Liebe, Zweifel, Trennung

Fünf Ballette von drei Choreografen – das war, liest man dazu den Titel, etwas verwirrend in der Aussage von Dortmunds Tanzdirektor Xin Peng Wang, der innerhalb von zwölf Jahren ein erstaunliches „Ballettwunder“ an diesem Institut vollbracht hat. Ausverkaufte Vorstellungen, viele Uraufführungen (durchaus mit starken Beiträgen), eine technisch hochtalentierte Truppe, das NRW-Juniorballett für nachwachsende Talente – die Tanzwelt an diesem Theater ist (wieder) in Ordnung. Und der Ballettchef kann sich auf eine enorm tüchtige Compagnie verlassen. Wie auch in der jüngsten Produktion: Drei Streifen: Tanz. Benjamin Millepied (Pariser Oper: Closer), Demis Volpi (Little Monsters“ , Private Light und Ebony Concerto) sowie Jiri Bubenicek aus Prag (The Piano nach dem Film von Jane Campion. 1993) garantieren Abwechslung, Ideen, Tanzpositionen und jede Menge sinnliche Virtuosität. Wobei den ersten drei Projekten (Closer, Monsters, Private Light) etwas Etüdenhaftes, Durchgereichtes, Fragmentarisches anhaftet. Ein „richtiger“, anspruchsvoller Ballettabend wird erst mit Volpis ironisch glitzerndem Ebony Concerto (Musik von Igor Strawinsky) und dann – nach der Pause – mit dem realistischen Charakterstück The Piano erreicht. Dem ausverkauften Haus gefielen alle Einstudierungen – die Solisten (in den ersten Beiträgen jeweils nur ein Paar) wurden mit großem Beifall verabschiedet. Die Begeisterung im Großen Haus steigerte sich dann bei dem Filmballett…

Closer: Zur live-Musik von Philip Glass (am Klavier sehr sachlich: Jie Xu) begegnen sich eine Frau (Monica Fotescu-Uta) und ein Mann (Mark Radjapov), sie spielen die Klaviatur von Flirt, Liebe, Zweifel, Trennung, Vernügen und Versöhnung auf bestem Niveau im geistreichen Millepied-Stück durch.

Little Monsters: eine Hommage an die lyrischen Balladen von Elvis Presley – sanft, elegant und verinnerlicht von Moonsun Yoon und Hiroaki Ishida getanzt (

Private Light: eine ebenso muntere wie verquere Miniatur über den Tanz „auf Spitze“. Clara Sorzano (Donnerwetter, wie schwebend leicht alles aussieht!) und Andrei Morariu geben sich als heiter-keckes Paar mit vielen „haarigen“  Pointen.

Ebony Concerto Swing von Strawinsky – bitte schön: Das geht doch! Tänzerisch durchpulst läuft das Stück wie ein irrlichterndes Uhrwerk mit dem vorzüglichen Duo Denise Chiarioni und Guiseppe Ragona ab.

The Piano: Jiri (Choreografie) und sein Bruder Otto Bubenicek (Bühne/Video) vertiefen sich poetisch und geschmeidig in die historisch belegte Geschichte – die unerfüllte Liebe im Südpazifik, folkloristisch und exotisch garniert, rollt so seriös wie professionell als Sehnsuchtsstory einer jungen Frau im Kiwi-Land ab. Die ganze Truppe des Dortmunder Instituts ist hier im Einsatz und beweist neben Routine auch sorgfältig erarbeitete Details. Emilie Nguyen (die stumme Ada) und die beiden Herren Dmitry Semionov (Stewart) sowie Arsen Mehrabyan (Baines) bemühen sich um eine Lösung – Klavier hier, Liebe dort, die Kombination findet allerdings kein Happyend. Bubeniceks Ballett: ein wunderschön ausbalanciertes, auch mal drastisches, sogar ergreifendes Bilderbuch über ein menschliches Drama der Selbstfindung. Die Musik ist ein ausgefeilter, kongenialer Mix von Nyman über Schostakowitsch bis Ives, Brahms, Schnittke, Vask oder Debussy. Diese berührende Parabel über eine junge starke Frau in dem Drei Streifen- Konzept macht süchtig.