Ricardo Fernando "bewirkt im Kleinen Großes"
„Für sein unerschöpfliches künstlerisches und soziales Engagement auf dem Gebiet des Tanzes sprechen wir Ricardo Fernando unsere höchste Anerkennung aus" heißt es in der Ehrenurkunde für den Anerkennungspreis zum Deutschen Tanzpreis 2015 an Hagens Ballettdirektor Ricardo Fernando. Der Brasilianer habe trotz „mitunter problematischster Rahmenbedingungen und der permanenten Bedrohung durch Einsparungen .... als Ballettdirektor und Choreograph stets für sein Ensemble, das Theater Hagen und die Tanzkunst gekämpft", heißt es weiter. Er stehe „damit für alle Tanzschaffenden, die im Kleinen Großes er- und bewirken". Der (undotierte) Deutsche Tanzpreis wird seit 1983 verliehen, seit zehn Jahren vom Förderverein Tanzkunst Deutschland e.V. mit Sitz in Essen, der ihn um den Anerkennungspreis und den (dotierten) Deutschen Tanzpreis Zukunft ergänzte. Der Dortmunder Ballettmanager Tobias Ehinger erhielt den Anerkennungspreis 2013.
Hagens Intendant Norbert Hilchenbach bezeichnete Fernando, der mit Ehefrau Carla Silva in der elften Saison in Hagen engagiert ist, in seiner Laudatio als "“Menschenfänger und -kenner". Er lösche Brände, räume auf und baue auf. Es falle leicht, ihm zu vertrauen, weil er kein Traumtänzer sei, sondern loyaler Realist und erfahrener Handwerker. Ausschnitte aus Fernandos Choreografien Bach tanzt und Le Sacre du Printemps stellten die stupende Qualität und Ausstrahlung seiner zwölf-köpfigen Truppe unter Beweis. Mit seinem temperamentvoll vorgetragenen, witzigen Dank riss Ricardo Fernando das festliche Gala-Publikum im Aalto-Theater zu Lachstürmen und minutenlangem Applaus hin.
Mit dem 32. Deutschen Tanzpreis geehrt wurde Peter Breuer. Der einstige international gefeierte Tänzer (von 1964 bis 1978 an der Deutschen Oper am Rhein engagiert) ist seit 24 Jahren Ballettchef am Salzburger Landestheater. Videoaufnahmen riefen seine grandiose Technik als klassischer Ballerino in Erinnerung. Ausschnitte aus seinen Choreografien American Rhapsody, Fatum und Boléro stellten seine Tänzerinnen und Tänzer vorteilhaft vor. Mit einem Pas de deux aus Siegfried für das Badische Staatsballett beeindruckten Solisten aus der Karlsruher Einstudierung. Birgit Keil, einstige Stuttgarter Starballerina und jetzt Ballettdirektorin am Badischen Staatstheater Karlsruhe, lobte den Kollegen in sehr persönlicher, überaus charmanter Weise.
Ein Hauch von Weltklasse wehte auch durch das Haus bei den Auftritten der jungen Spanierin Elisa Badenes, einer der jüngsten ersten Solistinnen des Stuttgarter Balletts. Sie wurde mit dem Tanzpreis Zukunft geehrt und dankte mit zwei Kostproben ihrer stupenden Technik, Ausstrahlung und Wandlungsfähigkeit in einem Pas de deux aus John Crankos Der Widerspenstigen Zähmung (mit Daniel Carmargo) und der Uraufführung des eigens für diesen Anlass entstandenen Solos Limelight der Stuttgarter Nachwuchschoreografin Katarzyna Kozielska.
Ein Willkommen tanzte zu Beginn der vierstündigen Gala das Aalto Ballett Essen mit zwei Ausschnitten aus Ben Van Cauwenberghs Romeo und Julia. Die Ankündigung der Verleihung des 33. Deutschen Tanzpreises am 5. März 2016 gab Jaš Otrin, Erster Vorsitzender des organisierenden Fördervereins Tanzkunst Deutschland, dem Publikum als Bonbon mit auf den Heimweg.