Eine Frau ohne Namen im Mönchengladbach, Theater

Der Lauf des Lebens

Jeder Abschied ist ein kleiner Tod. Als Ende des  menschlichen Lebens ist der Tod der größte denkbare Abschied. Wie Menschen mit diesem unausweichlichen Finale, mit Sterben und Tod, umgehen, das reicht von nüchternem Realismus („das war’s dann also wohl“) und Szenarien alptraumartiger Todesängste („Mein Gott, mein Gott – warum hast du mich verlassen!?“) bis zu heiter gelösten paradiesischen Fantasien über ein schöneres Leben danach  – so wie Robert North sie im dritten Teil seines neuen Balletts Eine Frau ohne Namen spinnt.  

Grau in Grau wirken die Menschen unter der Ellipse der Sonnenbahn im abstrakten Prolog. Bunt gekleidet sind Vater, Mutter, Kind, Freunde und Verliebte im Hauptteil, der den Lebenslauf einer ganz normalen Frau (Karine Andrei-Sutter) beschreibt. Immer wieder taucht auf Udo Hesses Wandgemälden der Kreis als Symbol auf – als Sonnenball in unterschiedlichsten Schattierungen, als Erd- und Lebenskreis im expressionistischen Duktus wie der Tanz und die Musik.

Fast blendend hell öffnet sich der ganze Bühnenraum mit Himmelsempore, auf der der Chor mit sakralen Gesängen den Neuankömmling empfängt. Vom Eintritt einer Novizin  in eine Klostergemeinschaft hat diese letzte Szene viel. In Pastell farbenen Jump-Suits umtanzen die „himmlischen Heerscharen“, formiert zu sechs Dreiergruppen, die Ankommende, die von einem Engel (Victoria Hay) von der Erde abgeholt wurde.

Das Theater Krefeld-Mönchengladbach hat sich für diese letzte Premiere von Robert Norths zehnter Saison einen großen Apparat geleistet. Norths langjähriger Freund, der englische Komponist Howard Blake, hat aus einem Arrangement früherer und neuer Kompositionen die Musik beigesteuert. Die Niederrheinischen Sinfoniker mit den Solisten Philipp Wenger (Violine) und Albert Hametoff (Bratsche) sowie der Chor und die Sopranistin Sophie Witte präsentieren die durch die weithin motorische, getragene Rhythmik gut tanzbare Musik vorzüglich unter der Leitung von Alexander Steinitz.

Das Mönchengladbacher Premierenpublikum feierte vor allem den sehr beliebten, schwer kranken Choreografen, den Komponisten und Protagonistin Karine Andrei-Sutter, die in der nächsten Saison dem Ensemble nicht mehr als Primaballerina angehören wird, mit stehenden Ovationen.