Übrigens …

Moving Colours im Essen, Aalto-Theater

Eher schwarz/weiss als multicolour

Nix da – „Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte". Essens neuer Ballettabend der beiden Tänzern des Aalto Balletts Armen Hakobyan und Denis Untila verspricht leuchtend bewegte Farbenspiele und Lebensfreude, kommt aber als ein vorwiegend düsteres, hochartifizielles Bühnenkunstwerk in kühler, moderner Ästhetik mit archaischem Flair über. Der Titel Moving Colours könnte „Bewegte Farben" bedeuten oder auch „Bewegende Farben". Da helfen die Überschriften zu den beiden Teilen „Wir sehen, was wir sehen wollen" und „Finde deine Farbe!" allerdings nicht weiter. Denn es sind überhaupt kaum Farben zu finden. Oder übersahen wir sie bei der Premiere tatsächlich in all der düsteren Tristesse und dem trauerfeierlichen Zeitlupentempo von Bewegung und Sound?

Elektronikmusik-Experte Dirk Haubrich hat eigens einen minimalistischen Klangteppich aus lang gehaltenen oder kurz angeschlagenen Tönen und Motiven in sparsamsten Klangfarben gewebt. Yoko Seyama zeichnet für die raffinierte Bühnengestaltung aus Projektionen und Videoclips verantwortlich. Die Kostüme entwarf Rosa Ana Chanzá Hernández als rituelle schwarze Roben und meist grau bis schwarzes Turnzeug. Am Lichtschalter waltet Tim Waclawek spartanisch. Da waren zwischen den vielen auf und ab schwebenden, schwarzen Vorhängen kaum je die Gruppen in ihren langen, ärmellosen Gewändern auszumachen. Ein Glück, wenn die Tanzfläche mal maigrün leuchtete oder gar auch für Minuten die virtuellen hufeisenförmigen Wände!

Vier schöne Bilder blieben haften: auf dem Vorhangvideo zu Beginn hebt sich ein bunt bemalter Mann aus dem Gewusel der Nackten und Silhouetten. In einer späteren Szene gleiten Männer und Frauen auf breiten bunten Bändern durch den halbdunklen Raum und schälen dabei einen grünen Kumpel, bis er ganz rot aussieht - und andere ihm die roten Bandagen vom Körper wickeln. Im zweiten Teil spiegelt sich eine Riege in buntchangierendem fahrbaren Rahmen und sucht die bestpassende eigene Farbe. Am Ende taucht ein Paar an der hell erleuchteten Rampe in Slowmotion durch hellblaue Wellen. Während die Frau schließlich abtaucht (ertrinkt sie denn?), zieht der Mann eine lange Schleppe unterschiedlich gefärbter, triefender Kleidungsstücke aus den Fluten.....  

Insgesamt aber ist es für die Zuschauer ein eher ermüdender, mühseliger Theaterabend - trotz exzellent getanzter, wenn auch wenig origineller Bewegungen sowohl der großen Gruppe als auch der drei Solistenpaare Carla Colonna und Liam Blair, Mariya Tyurina und Yehor Hordiyenko, Yuki Kishimoto und Davit Jeranyan. Was für eine verpasste Chance, Frühling und Leben tanzend zu feiern!