Übrigens …

Ben Van Cauwenbergh feiert mit "10 by Ben" im Essen, Aalto-Theater

Ben Van Cauwenbergh feiert mit "10 by Ben"

„Ich bin süchtig, euch zu pflegen!" rief Essens Ballettintendant in etwas ungelenkem Deutsch seinem Publikum zur Begrüßung zu. Mit zustimmenden Pfiffen und donnerndem Applaus bestätigten die Zuschauer im voll besetzten Aalto-Musiktheater das Kompliment. Jedem war klar, dass die getanzte Unterhaltung an diesem „Jubiläumsabend“ nicht zu kurz kommen würde. Denn kein anderer Ballettdirektor in Deutschland ist so von ganzem Herzen Entertainer wie der Belgier, der nach internationaler Karriere als klassischer Tänzer und Ballettdirektor in Bern und Wiesbaden 2008 Nachfolger von Martin Puttke wurde. Seit einem Jahrzehnt unterhält er Essens Ballettfreunde mit eigenen Choreografien, lädt berühmte Gäste wie Jirí Kylián, David Dawson, Stijn Celis oder Ohad Naharin ein und fördert den choreografischen Nachwuchs aus den eigenen Reihen seines klassisch orientierten Aalto-Balletts. Besondere Aufmerksamkeit erlangte das Jugendprojekt „Queenie“ (in Anlehnung an die Erfolgs-Show „Tanzhommage an Queen“) mit 120 Kindern und Jugendlichen auf der Bühne.

Das dreistündige Defilee von Ausschnitten aus dem Repertoire und Einblicken in den Alltag der Kompanie - teils live, teils per Video - beginnt schon, bei der Premiere leider unangekündigt, eine halbe Stunde vor dem fetzigen Auftakt mit der Szene „Echad“ (Der Erste) aus Ohad Naharins eigener Jubiläumsshow „Deca Dance“ mit einem raffiniert inszenierten und vom Chef selbst geleiteten „Training“ der Kompanie. Es folgte nach „Echad“ ein Dutzend Kostproben, zum besten gegeben nicht nur von Stars der ersten Stunde wie Pirouettenkönigin Adeline Pastor als Sängerin und Ballerina in der Piaff-Hommage „La Vie en Rose“ , Breno Bittencourt als Cinderellas Prinz, Tamás Ottych als Coppélius und dem unverwüstlich vielseitigen Denis Untila. Für Furore sorgten die technisch virtuose Marilyn Tyurina (La Vie en Rose, 3 by Ekman), Mika Yoneyama und Liam Brair (Arabischer Tanz aus dem „Nussknacker“) sowie Brair als Romeo zu Yanelis Rodriguez' Julia in der Balkonszene. Bravourös tanzten Rodriguez und Aidos Zakan auch den großen Pas de deux Kitri/Basil aus „Don Quichotte“.

Wenige Worte sollte es geben, aber umso mehr zu gucken versprach Van Cauwenbergh zu Beginn. Nach der Pause folgte denn auch nur eine kurze Plauderei mit Dramaturg Christian Schröder, in der Van Cauwenbergh die Probenzeit mit Jirí Kylián für dessen Dreiteiler „Archipel“ 2016 als Höhepunkt dieses Jahrzehnts hervorhob. Dass auf dem kleinen Programmzettel nur die Titel der Stücke und die Namen der Tanzenden verzeichnet sind, nicht aber der jeweilige Choreograf, ist nur eine der kleinen Flüchtigkeiten dieses aufwändigen Extra-Programms. Unstimmig erscheint aber auch der Titel; denn es geht um zehn Jahre, nicht aber - wie bei „3 by Ekman“ - um 10 Choreografien des Hausherrn.

Dass das launige Programm mit einer großen Ensemble-Szene aus Van Cauwenberghs „Tanzhommage an Queen“ endete, macht Sinn. Nur der traurig-tapfere Songtext wollte so gar nicht passen: „The Show Must Go On“. Denn für Ben Van Cauwenbergh, der in diesem Jahr übrigens seinen 60. Geburtstag feiern kann, ist kaum Grund zur Sorge. Alles lief bisher wie geschmiert: seit 2013 ist das Aalto-Ballett unabhängige Sparte vom Musiktheater und Van Cauwenbergh Intendant. Sein Vertrag gilt vorerst bis 2023.