Übrigens …

Star Dust - From Bach to Bowie im Philharmonie Köln

Ein Fest athletischer Körper

Es ist zweifellos ein Feuerwerk tänzerischer Explosionen. Kein Körperteil, der nicht den ganzen Körper beben ließe und in Ekstase versetzte. Gleichwohl bleibt ein Zweifel an den Choreografien, mit denen das „Complexions Contemporary Ballet“ aus New York erstmals in Deutschland auftritt. Beim 32. „Kölner Sommerfestival“, das die 14-köpfige Truppe mit Star Dust eröffnete und „From Bach to Bowie“ knapp zwei Stunden lang auf Spitze und Pop tanzte, jubelte das Publikum gleichwohl enthusiastisch. Mit Bowies „Let‘s Dance“ als Schluss-Song geriet der Abend zudem so sehr zur Selbstdarstellung der Truppe, dass der ihm vorausgehende erste Teil, „Bach 25“, fast vergessen schien.

Von Bach zu Bowie“ - geht das überhaupt? Im Jubiläumsjahr der Truppe, die seit 25 Jahren besteht, ist sich Choreograf Dwight Rhoden sicher, dass „Bachs Musik so dynamisch, rhythmisch und tänzerisch“ ist, „dass sie geradezu zum Choreografieren einlädt“. Gemeint sind übrigens Johann Sebastian wie sein Sohn Carl Philipp Emanuel. Beiden flicht die Truppe Kränze. Sieben Stücke stehen auf dem Programm des ersten Teils, dem übrigens der Mitbegründer der Truppe, Desmond Richardson, seinen tänzerischen Stempel aufdrückt.

Gleichwohl: Bei aller tänzerischen Verve und spürbaren Tanz- wie Spielfreude, ob auf Spitze oder modern, tritt die Truppe auf der Stelle. Die Bewegungen, ob Allegro, Adagio oder Magnificat, ähneln sich. Eine „Geschichte“, die das Phänomen der beiden Bachs näher kommen ließe, entwickelt sich kaum. Keine Pausen, kaum Verzögerungen: Die gut 35 Minuten wollen einfach nicht erwärmen. Auffallend ist dabei, dass die Frauen von der Kraft und Selbstdarstellung der Männer in den Hintergrund gedrängt werden: Schöne Blumen in einer Männerwelt.

Das ändert sich auch nach der Pause nicht, wenn David Bowie, dieses Chamäleon des Pop, die Bachs fast vergessen lässt. Die Männer sind es, die, im doppelten Sinne, die Bühne beherrschen, ja sich, auch im wörtlichen Sinne, an die Rampe schmeißen. Dass Bowies Songs dabei den singenden Tänzern als Playback dienen müssen, mag das Publikum mitreißen. Zweifel dürfen erlaubt sein.

An der Kraft und spielerischen Körperbeherrschung, mit der die Truppe zehn Songs von Bowie in Bilder umsetzt, von „Lazarus“ über „1984“ bis „Heroes“, gibt es keinen Zweifel. Es ist die Mischung aus Spitzentanz und Pop-Elementen, die Triumphe feiert. Doch wieder sind es die Frauen, die dabei ins Hintertreffen geraten. Doch am Ende stand die Halle Kopf - und umjubelte die Truppe und ihren Choreografen mit stehenden Ovationen.