Übrigens …

Wolf im Düsseldorf, Theaterzelt

Ein berauschendes Wolfsrudel begeisterte beim Düsseldorf-Festival

Zum Auftakt des diesjährigen Düsseldorf-Festivals am Rhein in der NRW-Landeshauptstadt hat jetzt die australische Tanz-Compagnie „Circa“ gute zwei Stunden lang die Besucher des traditionsreichen Festivals mit der Inszenierung des Stücks Wolf begeistert. Zum Auftakt gab es auf der Bühne des großen Festival-Zelts eine Einstimmung ins Thema mit einem alten Zeichentrickfilm, in dem ein grauslicher, zähnefletschender Wolf dem jungen Rotkäppchen auflauert, das für den Besuch bei seiner Großmutter Blumen im Wald pflückt. Der graue Isegrimm versucht die Oma zu fressen, die kann fliehen und der herbeigerufene Jäger erschießt das Tier, das auch hierzulande seit einigen Jahren wieder heimisch geworden ist.

Und dann beginnt die grandiose Tanz-Story, die die Zuschauer vom ersten Moment an in ihren Bann zieht. Nicht ein einsamer Wolf ist zu erleben, sondern gleich ein ganzes zehnköpfiges Rudel. Ein Wolfspaar scheint fangen zu spielen, und im Verlauf der Schau geht es durchaus aggressiv, lauernd, rasend und unterwürfig zu, je nachdem, in welcher Gemütsverfassung die Tiere in ihren braun-schwarzen Kostümen und nackten Beinen sich gerade befinden. Immer mal wieder gibt es einen „Anführer“, der Gefolgsamkeit vom Rudel einfordert. Da wird auch mal gebissen oder das eine oder andere Tier „gezähmt“.

Großartig, wie die Tänzerinnen und Tänzer sich als Wölfe präsentieren. Während der ganzen zwei Stunden gibt es dazu nicht etwa Wolfsgeheul oder Geknurre aus dem Rudel sondern nur einen hämmernden Elektrosound, der an einen extremen Herzschlag erinnert und der phantastisch zu den extremen Bewegungen der Truppe passt. Mal türmen sich die Akteure zu zehnt, dann immer wieder auch nur paarweise auf der gänzlich in Weiß gehaltenen Bühne, mal auch Quartett oder als Achtergruppe, die hin und her rasen, sich gegenseitig durch die Luft werfen und wieder auffangen. Das sorgt bei den Zuschauern für teils begeisterte, teils ängstlich-erschrockene Reaktionen und ist wohl durchaus auch gewollt.

Die Tanzkompagnie fasziniert inzwischen unter der Leitung von Yaron Lifschitz zum siebten Mal beim Düsseldorf-Festival. Mal bauen die Tänzer mit ihren Körpern einen vierstöckigen Turm, mal hält einer/eine von ihnen gleich sechs Rudelmitglieder auf den Oberschenkeln. Oft sind Arme und Beine der Protagonisten auf der Bühne wie Brücken oder Treppen. Schnell glaubt man im Verlauf des Tanzmärchens tatsächlich Wölfe zu erleben. Wie sich die Tiere zusammenrotten, einer drohenden Gefahr gemeinsam begegnen, wie sie Machkämpfe erleben oder auch sich zärtlich um ein verletztes Rudel-Tier kümmern oder gar auf Partnerwerbung aus sind, ist großartig anzusehen.

Obwohl Frauen in der Gruppe in der Minderzahl sind, zeigt die Compagnie, dass die weiblichen Tiere durchaus sehr stark sind und nicht selten das Rudel dominieren. Wie sie mit den Jungtieren spielen und diese dabei aufkommende Aufgaben oder Gefahren vorbereiten, auch das kommt stimmig beim Publikum an und sorgt am Ende eines grandiosen Tanzabends der tierischen Art für Riesenapplaus, minutenlange Standing Ovation und begeisterte Kommentare der Zuschauerinnen und Zuschauer. Bleibt zu hoffen, dass „Circa“ vielleicht auch im kommenden Jahr wieder mit einer neuen Produktion in Düsseldorf gefeiert werden kann. Diesmal war die Truppe mit Wolf gleich an fünf Terminen zu erleben.