Übrigens …

Ist das Theater Der Keller am Ende?

von Christoph Zimmermann

Das Rangeln um angemessene bzw. für angemessen gehaltene Subventionen gehören längst zum Theateralltag, auch und gerade in Köln. Die Städtischen Bühnen haben das Problem massiv zu spüren bekommen. Opernintendant Uwe Eric Laufenberg wurde, weil er sich unnachgiebig  (sicher auch etwas uneinsichtig) zeigte, gefeuert, seine Kollegin vom Schauspiel, Karin Beier, zeigte sich verhandlungsbereiter, hat in Akzeptanz der Krisenlage eine für 2012/13 geplante Produktion gestrichen und auf den kostenintensiven Druck des bislang gewohnten Spielzeitkataloges verzichtet, stellt weiterhin - anderen Theatern etwas nachhinkend - die Öffentlichkeitskontakte von Post auf Mail um.

Eine besonders dramatische Situation betrifft nun den „ Keller“ in Köln, das älteste hier nach 1945 entstandene Theater. Das Schauspielerehepaar Marianne Jentgens und Heinz Opfinger gründete den „Keller“ Mitte der fünfziger Jahre in einem ehemaligen Luftschutzbunker - daher auch der Name. Seit 1974 residiert man - mit der Beengung früherer Jahre - in der Kölner Südstadt, verfügt wie gehabt über zwei Bühnen, eine im Parkett, eine andere im 1. Stock, jeweils mit einer Kapazität für knapp hundert Zuschauer. Das Repertoire des „Kellers“ zielte von Anfang an auf moderne Stücke, wobei allerdings die „Klassiker“ immer einen breiten Raum einnahmen. In der Ägide von Meinhard Zanger zwischen 1997 bis 2006 wurde das Haus fast zu einer Hochburg für die Stücke von Eric-Emmanuel Schmitt. Die ab 2010 amtierende Intendantin PiaMaria Gehle hat den Stil des Hauses modernen Entwicklungen angepasst, wobei man mit einzelnen Produktionen durchaus hadern kann. Aber das Engagement ist imponierend und mutig, verdient Aufmerksamkeit und Unterstützung.

Erhalten geblieben ist seit den Anfängen in den fünfziger Jahren auch die „Schule des Theaters“. Hier erfolgt die Ausbildung junger Schauspieler ausgesprochen praxisnah. Die „Schule“ offeriert nicht nur eigene Produktionen zum Abschluss eines Unterrichtsjahres (demnächst Feydeaus Floh im Ohr) , sondern gibt den Auszubildenden auch Gelegenheit, bei den ganz offiziellen Produktionen des Hauses mitzuwirken. Die Namensliste der Absolventen ist teilweise übrigens ausgesprochen prominent. In Sonderheit wären Jürgen Flimm, Annette Frier, Gerd Heinz, Gudrun Landgrebe, Heiner Lauterbach oder auch Til Schweiger zu nennen.

Bis heute hat der „Keller“ beim Publikum einen guten, festen Stand und erfreut sich ungebrochener Beliebtheit, wie vor einiger Zeit eine Umfrage ergab. Leichte künstlerische Einbrüche aufgrund nicht ganz glücklicher Wechsel in der Intendanz führten dazu, dass der „Keller“ aus der städtischen Konzeptförderung herausgenommen wurde mit der Begründung, es fehle ein richtungsweisendes Konzept. Ausschlaggebend für diese Maßnahme war das Votum des städtischen Theaterbeirates, eine Institution, welche nicht ganz unumstritten ist. Ein aktueller Kommentar im Kölner Stadtanzeiger setzt sie sogar mit dem Wohlfahrtsausschuss während der Französischen Revolution gleich, was zu heftigen Gegenreaktionen in der Presseöffentlichkeit führte.

Fakt bleibt freilich, dass aufgrund einer Empfehlung des Theaterbeirates dem „Keller“ bis auf Weiteres  nur noch 100.000 € zur Verfügung stehen sollen, während ursprünglich Zusagen von jeweils 150.000 € für die Jahre 2012 bis 2014 bestanden (Stichwort „Feuerwehrtopf“). Die Auskünfte über getroffene Vereinbarungen differieren sicher, aber die höheren Zuwendungen für andere Freie Theater Kölns wie „Bauturm“ oder „Comedia“ wirken schon etwas ungerecht.

Um juristisch angemessen zu reagieren, hat der „Keller“ mit Datum des 8.10.Insolvenz angemeldet, ein vorläufiger Insolvenzverwalter wird die ab jetzt anfallenden Ausgaben begutachten. Aber es sind noch baupolizeiliche verordnete Baumaßnahmen zu leisten, und Sponsoren verlassen sich auf städtische Unterstützung. Ein Tohuwabohu, aus dem es sich herauszuwinden gilt. Im Moment ist noch alles offen.

Die Schließung des „Kellers“ würde eine immense Verarmung der Kölner Theaterlandschaft bedeuten, Gefahr ist massiv im Verzug. Das nahe gelegene „Theater am Sachsenring“ schien vor einiger Zeit schon abgewickelt und erstand dann doch neu wie ein Phönix aus der Asche. Für den „Keller“ lässt das hoffen, aber nur ganz wenig. Inzwischen hat der Insolvenzverwalter Norbert Weber erklärt, dass er es als sein Hauptziel ansieht, das Theater zu erhalten. „Wir wollen nicht kampflos aufgeben“, ein Statement, welches auch auf die Schule des Theaters gemünzt ist. U.a. mit Blick auf die Situation in Wuppertal verkündet er eine Binsenweisheit, die aber nicht oft genug wiederholt werden kann: „Ein Theater mit Anspruch kann nicht ohne öffentliche Unterstützung existieren“. Gespräche mit Vertretern der städtischen Politik sollen baldmöglichst folgen.