Festival, Festival, Festival
von Andreas Rehnolt
Traditionell am 1. Mai hat auch in diesem Jahr wieder der Reigen der teils bundesweit bedeutenden Theater-Festivals in Nordrhein-Westfalen mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen. Das Motto ihrer 68. Spielzeit lautet „Inselreiche. Land in Sicht – Entdeckungen“. Im Fokus der bis zum 15. Juni laufenden Spielzeitreise stehen Inseln - sowohl im geographischen, als auch im metaphorischen Sinne. Man lenke damit „den Blick auf die Ränder Europas", betonte Festival-Intendant Frank Hoffmann im Vorfeld des traditionsreichen Festivals.
Zur Aufführung kommen herausragende literarische Werke aus Irland, Großbritannien, Sizilien, Japan, Australien, der Karibik und der Iberischen Halbinsel. Zum Motto passend gibt es zum Auftakt der Ruhrfestspiele Shakespeares Der Sturm. Wie in den vergangenen Jahren auch kommen renommierte Bühnen aus dem Ausland nach Recklinghausen. So reisen aus Irland das Abbey Theatre sowie das Gate Theatre an, aus Japan kommt das Tokyo Metropolitan Theatre. Die 1946/1947 gegründeten Ruhrfestspiele sind das älteste und zugleich eines der größten und renommiertesten Theaterfestivals Europas. Das Land NRW unterstützt das Festival in diesem Jahr mit gut 1,18 Millionen Euro.
Mit deutlich weniger Geld muss das inzwischen 30. Theatertreffen NRW Westwind für junges Publikum auskommen, das vom 12. bis 18. Mai in den Spielstätten des Grillo-Theaters Essen stattfindet. Insgesamt zehn herausragende Inszenierungen für Kinder und Jugendliche aus Nordrhein-Westfalen präsentieren sich den Zuschauern. Mit dabei sind diesmal unter anderem das Junge Schauspielhaus Bochum mit der Produktion Der Gärtner, das Westfälische Landestheater Castrop-Rauxel mit dem Stück Zigeuner-Boxer, das Junge Schauspielhaus Düsseldorf mit der Inszenierung Das fremde Kind (Aufführung in Düsseldorf), und das Theater an der Ruhr mit dem Stück Robinson Crusoe nach Daniel Defoe.
Unter dem Motto „Alles nur kein Theater!" startet dann am 16. Mai das diesjährige Figurentheater der Nationen (FIDENA). Bis zum 24. Mai zeigt das Festival Puppen- und Objekttheater-Produktionen aus aller Welt auf Bühnen in Bochum, Herne und Essen. Mehr als 40 Inszenierungen sind zu sehen, darunter solche aus Bulgarien, dem Iran, aus Kanada, aus Russland, aus Weißrussland, aus Frankreich und den Benelux-Ländern. Zu den Höhepunkten des Programms zählen fünf Uraufführungen und sechs Deutsche Erstaufführungen. Der Eröffnungsbeitrag heißt Mystery Magnet und bringt „eine Materialschlacht aus Actionpainting und Cartoon-Figuren" sowie einen Chor von Trockenhauben auf die Bühne.
Am 17. Mai starten dann die diesjährigen Mülheimer Theatertage. Die Auswahljury für das Forum deutschsprachiger Gegenwartsdramatik hat sieben aktuelle Stücke ausgewählt, die bis zum 7. Juni um den renommierten und mit 15.000 Euro dotierten Mülheimer Dramatikerpreis konkurrieren. Unter den ausgesuchten Stücken sind René Polleschs Stück Gasoline Bill in der Inszenierung der Münchner Kammerspiele, das Stück Qualitätskontrolle von Helgard Haug und Daniel Wetzel von Rimini Protokoll in der Fassung des Stuttgarter Schauspiels und Laura de Wecks Archiv des Unvollständigen in der Version des Oldenburgischen Staatstheaters. Am 19. Mai starten dann ebenfalls in Mülheim/Ruhr die diesjährigen Kinder-Stücke. Fünf Produktionen konkurrieren hier um den mit 10.000 Euro dotierten Preis für die beste Inszenierung.
Das internationale Kinder- und Jugendtheaterfestival hellwach findet vom 13. bis 19. Juni im westfälischen Hamm statt. Unter den mehr als 30 Inszenierungen für Kinder ab zwei Jahren, die zu sehen sein werden, sind erstmals auch Stücke aus Afrika und Indien. Die Bandbreite der Arbeiten reicht vom Objekt- und Materialtheater über Figuren- und Schauspiel bis hin zu Tanzstücken. Zu den Höhepunkten der inzwischen sechsten Auflage des Festivals gehört das Stück Bird's Eye View vom Tram Theater aus Indien. Die Verbindung aus Schauspiel und modernem Objekttheater schildert die Erlebnisse einer Brieftaube auf irrwitzige und manchmal tragische Art und Weise.
Ebenfalls am 13. Juni beginnt im Dortmunder Schauspielhaus das diesjährige, bis zum 20. Juni terminierte NRW-Theatertreffen. Zehn aktuelle Inszenierungen der 19 Stadt- und Landestheater wurden für das Festival ausgesucht. Darunter sind Das Mädchen aus der Streichholzfabrik (Schauspielhaus Bochum, Regie: David Bösch), wohnen. unter glas (Theater Paderborn, Regie: Nikolaos Boitsos), Der Prozess (Schauspiel Essen, Regie: Moritz Peters) und JR (Wuppertaler Bühnen, Regie: Marcus Lobbes). Am Ende wählt eine Fachjury die herausragendste Inszenierung Nordrhein-Westfalens und vergibt Preise.
Zum Start des diesjährigen Internationalen Shakespeare-Festivals im Globe-Theater Neuss gibt es am 19. Juni eine bunte Geburtstagsshow mit dem Titel All's will that Ends will, die die Bremer Shakespeare Company bei der britischen Autorin Jessica Swale in Auftrag gegeben hat. Im Neusser Nachbau des Globe-Theaters werde es „ein brillantes Zusammenspiel von Humor, Verstand und Freude am Theater" geben, sagte Festival-Intendant und Kulturreferent Rainer Wiertz im Vorfeld. Dabei sein wird „allerhand bekanntes Personal aus dem Elisabethanischen Zeitalter und aus Shakespeares Stücken." Dazu werde „beleidigt, geschwärmt, gesungen und getanzt" aus Anlass des 450. Geburtstags des großen englischen Autors, versprach Wiertz. Insgesamt stehen in diesem Jahr bis zum 19. Juli dreizehn Inszenierungen aus Spanien, England, Ungarn und Deutschland auf dem Programm.
Unter dem Titel WILDwest gibt es in diesem Jahr das zweite Seniorentheatertreffen NRW unter Federführung des Consol-Theaters in Gelsenkirchen. Das biennale Festival bietet vom 19. bis zum 22. Juni eine Werkschau herausragender Produktionen, dazu Workshops für Profis und Laien sowie Austausch und thematische Foren. Die Veranstalter wollen das Theaterschaffen Älterer in seiner ganzen Bandbreite einer größeren Öffentlichkeit bekannt machen.